Süddeutsche Zeitung

Syrien:Vier Städte evakuiert

Nach jahrelanger Belagerung werden mehr als 30 000 Menschen umgesiedelt. Machthaber Baschar al-Assad streitet den Giftgasangriff weiterhin ab, Frankreich bezichtigt Assad daraufhin der Lüge. Russland warnt die USA vor weiteren Angriffen in Syrien.

Tausende Syrer sind am Karfreitag mit Bussen aus vier belagerten Städten herausgeholt und in Sicherheit gebracht worden. Insgesamt sollen mehr als 30 000 Menschen aus den von Rebellen belagerten Städten Fua und Kafraja sowie aus den von Regierungstruppen umzingelten Städten Madaja und Sabadani gebracht werden. 5000 Bewohner aus Fua und Kafraja trafen mit 80 Bussen und 20 Krankenwagen in Raschidin, östlich von Aleppo ein, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Evakuierung war bereits im März unter der Schirmherrschaft von Katar und Iran vereinbart worden, verzögerte sich aber mehrmals.

"Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben, aber ich hoffe, dass eines Tages wieder Eintracht zwischen uns herrscht - so wie es einmal war", sagte einer von jenen, die in Sicherheit gebracht wurden, aber nicht namentlich genannt werden wollte. Nach jahrelanger Belagerung gab es in diesen Städten kaum noch Lebensmittel und medizinische Versorgung.

Währenddessen tobt der Streit über die Verantwortung für den Giftgaseinsatz im syrischen Chan Scheichun weiter. Syriens Machthaber Baschar al-Assad hat den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff als zu "hundert Prozent konstruiert" bezeichnet. Assad warf dem Westen und vor allem den USA in einem Exklusivinterview mit der Nachrichtenagentur AFP in Damaskus vor, den angeblichen Chemiewaffenangriff als "Vorwand" für den US-Luftangriff auf die syrische Armee genutzt zu haben. Der Westen und die USA arbeiteten eng mit den "Terroristen" zusammen, fügte er mit Blick auf seine bewaffneten Gegner im eigenen Land hinzu. Syrien habe alle seine Chemiewaffen abgegeben, sagte er weiter. Er sei bereit, eine unparteiische Untersuchung des Falls zu erlauben.

Frankreich bezichtigte Assad daraufhin der Lüge. "Was ich gehört habe, sind zu 100 Prozent Lügen und Propaganda", sagte Außenminister Jean-Marc Ayrault am Freitag bei einem Besuch in Peking. Nach dem US-Angriff auf die syrische Armee, lud der russische Außenminister Sergej Lawrow seine iranischen und syrischen Kollegen nach Moskau ein. Die drei Länder warnten die USA vor neuen Attacken gegen Syrien. Lawrow verurteilte den US-Angriff in der vergangenen Woche und erklärte, weitere Schritte dieser Art würden "ernste Konsequenzen nicht nur für die regionale, sondern auch die globale Sicherheit" beinhalten.

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SZ vom 15.04.2017 / Afp, AP, Reuters
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