Syrien:Putins Abzug aus Syrien kommt zur Unzeit

Russische Kampfjets auf einer Militärbasis in Syrien (Foto: AP)

Alle Logik spricht gegen die Entscheidung aus Russland. Doch klar ist auch: Nur Putin hat den Einfluss, das Assad-Regime zu ernsthaften Verhandlungen zu zwingen.

Kommentar von Stefan Kornelius

Wenn Russlands Präsident das Ende des Einsatzes in Syrien und den Abzug der meisten Truppen verkündet, dann wittern nicht nur notorische Putin-Skeptiker eine Finte. Diese Ankündigung kommt nach allem Kalkül zur Unzeit.

Weder hat Russland das offiziell erklärte Kriegsziel wirklich erreicht - Terror gibt es in Syrien noch mehr als genug. Noch ist der inoffizielle Zweck erfüllt. Die Friedensgespräche haben eben erst begonnen, der Waffenstillstand ist fragil, und ohne den militärischen Druck Russlands werden sich einige Oppositionsgruppen überlegen, ob Krieg nicht die bessere Option für sie sein könnte. Die Botschaft trifft auch Syriens Machthaber Baschar al-Assad, der den russischen Schutz für sein Überleben benötigt.

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Wladimir Putin hat einen Ruf zu verlieren. Seine Überraschungszüge sind so überraschend nicht mehr. Und welchen Wahrheitsgehalt sein Wort hat, ist seit der Krim-Besetzung vor allem eine politische Frage. Deswegen gilt auch jetzt: Der Syrien-Abzug muss sich messen lassen, etwa an der Zahl der Bombenangriffe und am Grad des militärischen Einflusses auf die verbliebenen Assad-Truppen.

Die zweite Messstation steht in Genf. Nur Russland hat den Einfluss, das Assad-Regime zu ernsthaften Verhandlungen zu zwingen. Umgekehrt liegt es nun an den USA, die Opposition von falschen Schlüssen abzuhalten. Der Druck jedenfalls steigt.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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