Syrien:Opposition wirft Assad-Regime systematische Folter vor

Hunderte Häftlinge sollen von Sicherheitskräften in syrischen Gefängnissen zu Tode gefoltert worden sein. Das geht aus einem Bericht von Menschenrechtsaktivisten hervor. Die Beobachter der Arabischen Liga setzen ihre Mission fort - und weisen Täuschungsvorwürfe zurück.

Eine Aktivistengruppe hat dem syrischen Regime vorgeworfen, seit dem Beginn des Aufstands im Land hunderte Häftlinge zu Tode gefoltert zu haben. In überfüllten Haftanstalten und illegalen Gefangenenlagern mehr als 600 Menschen der Folter der Sicherheitskräfte von Präsident Baschar Assad zum Opfer gefallen, teilte die Organisation Avaaz mit.

Arab observers visit Daraa

Ein Beobachter der Arabischen Liga unterhält sich mit Bürgern der Stadt Daraa. Die Opposition warnte erneut vor der bewussten Täuschung der Beobachtermission durch das Regime von Präsident Assad - die Arabische Liga weist die Vorwürfe aber zurück.

(Foto: dpa)

"Assads Gefolgsleute haben die prodemokratische Bewegung in diesen Folterkammern zu brechen versucht", erklärte eine Avaaz-Vertreterin. Avaaz prüfte jeden Todesfall nach eigenen Angaben mit drei unabhängigen Quellen. Zudem arbeitet die Organisation mit einem Team von 58 Menschenrechtsbeobachtern in Syrien zusammen.

Unterdessen meldete das syrische Staatsfernsehen die Freilassung mehr als 500 politischen Gefangenen. Es handele sich dabei um Aktivisten, die sich an Protesten gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad beteiligt hätten. Im Rahmen eines mit der Arabischen Liga ausgehandelten Friedensplans habe Syrien in den vergangenen Wochen bereits rund 3.500 Häftlinge freigelassen, erklärte der Generalsekretär der Liga, Nabil Elaraby. Allerdings sitzen nach Angaben von Avaaz noch immer mindestens 37.000 Menschen in Haft.

Gewalt gegen Oppositionelle setzt sich fort

Nach Angaben der syrischen Opposition dauert die Gewalt gegen Oppositionelle trotz der Anwesenheit der Beobachtermission an. Bei Schießereien seien am Donnerstag sechs Menschen getötet worden. Zwei der Opfer seien aus der Provinz Homs und vier aus der östlichen Region Deir el-Sur gemeldet worden, berichtete das in Großbritannien ansässige Syrische Observatorium für Menschenrechte. Nach Angaben des Örtlichen Koordinationskomitees in Syrien töteten Sicherheitskräfte sogar 10 Menschen.

Ein Team der Beobachtermission besuchte unterdessen den Damaszener Vorort Arbeen, zwei Dörfer in der südlichen Provinz Daara sowie ein Krankenhaus in der Stadt Hama, wie das Staatsfernsehen berichtete. Die Beobachter der Arabischen Liga halten sich seit Ende Dezember in Syrien auf.

Die Opposition hatte Assads Regime vorgeworfen, die Beobachter massiv zu täuschen. So seien sie bewusst in Gebiete gebracht worden, wo die Bevölkerung der Regierung treu ergeben sei, hieß es aus den Reihen der Aktivisten. Demnach wurden zudem Ortsschilder ausgetauscht und Militärfahrzeuge so umlackiert, dass sie wie Polizeifahrzeuge aussehen. So könne das Regime vorgauckeln, im Einklang mit den Forderungen der Liga Truppen aus stark bewohnten Gebieten abgezogen zu haben, hieß es.

Ein Vertreter der Arabischen Liga wies die Vorwürfe zurück: Die Beobachter hätten nicht über Täuschungen geklagt.

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