Syrien:Omrans Bruder erliegt seinen Verletzungen

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Der Bruder von Omran (hier neben seiner Schwester), dessen Bilder nach einem Luftangriff in Aleppo um die Welt gingen, ist tot. Der Zehnjährige erlag seinen Wunden. Laut Roten Kreuz haben in Syrien inzwischen etwa 50 000 Kinder ihr Leben verloren. (Foto: REUTERS)

Der zehnjährige Bruder von Omran, dessen Bilder nach einem Luftangriff in Aleppo um die Welt gingen, ist tot. Ein Kind von inzwischen etwa 50 000, die in Syrien ihr Leben verloren.

Das Bild von Omran, der mit blut- und staubverschmiertem Gesicht nach einem Luftangriff in Aleppo ins Leere schaut, ging um die Welt. Nun ist sein Bruder gestorben. Der Zehnjährige sei am Samstag seinen Wunden im Bauchbereich erlegen, die er bei demselben Angriff am Mittwochabend erlitten habe, sagte der Fotograf der Szene, Mahmud Raslan, der Deutschen Presse-Agentur. Er habe die Familie getroffen und ihr sein Beileid ausgedrückt.

Dem Fotografen zufolge war der Junge am Freitag nach einer Operation noch stabil. Sein Zustand habe sich am Samstag allerdings drastisch verschlechtert. Die Aufnahmen seines Bruders Omran hatten Menschen weltweit erschüttert. Auf einem Video des oppositionellen Aleppo Media Center (AMC) ist zu sehen, wie der Junge auf einem Stuhl im Krankenwagen sitzt, völlig in Staub eingehüllt, die Füße nackt. Er schreit nicht, er weint nicht, doch der Schock steht ihm ins Gesicht geschrieben - gerade durch diese Stille wirkt das Entsetzen so herzzerreißend.

Helfer: "Jeden Tag Dutzende Omrans in Aleppo"

Gewaltszenen und Angriffe mit vielen Toten und Verletzten sind in Syrien täglich bittere Realität. "Ich kann der Welt sagen, dass es jeden Tag Dutzende Omrans in Aleppo gibt", sagte Ibrahim al-Hadsch von der oppositionsnahen Hilfsorganisation Weißhelme der Deutschen Presse-Agentur. Omran überlebte und hatte Glück, sagt Al-Hadsch. "In derselben Nacht mussten wir kleine Kinder aus den Trümmern im Osten Aleppos ziehen." Sie hätten kein Glück gehabt und seien gestorben. "Ihre Bilder haben es nicht geschafft und versetzten die Welt nicht in Schock wie Omrans Foto."

Es sind Bilder, wie Ibrahim al-Hadsch und seine Kollegen - alles freiwillige Helfer - sie fast jeden Tag zu sehen bekommen. "Unser Job wird mit jeder Stunde härter", sagt er. Die Weißhelme hätten vier Hauptstützpunkte in Aleppo, von denen sie rund um die Uhr zu Rettungseinsätzen ausrückten. Verständigen würden sie sich untereinander mit Walkie-Talkies, weil die Mobilfunk-Verbindungen extrem schlecht sind. An Tagen, an denen die Stadt bombardiert werde, flögen Kampfjets für gewöhnlich mehr als 40 Angriffe.

Oft seien die Helfer dabei auch selbst in Lebensgefahr, erzählt Al-Hadsch. 47 der Weißhelme seien im Einsatz bereits getötet worden, 95 hätten Verletzungen erlitten. Und die Notfälle führten sie auch zu zerstörten Häusern in der Stadt, die sie sehr genau kennen. Weil es ihre eigenen sind.

Einmal sei er mit Kollegen zu einem Einsatz in einem Viertel Aleppos ausgerückt, sagt Al-Hadsch. "Als wir näher kamen, meinte einer von ihnen: "Hier lebe ich"". Sein Haus sei zerstört gewesen. Frau und Kinder nur noch tot geborgen worden. "Das ist der Horror, mit dem wir jeden Tag leben. Ich habe auch einen Sohn und eine Frau. Sie sind immer bedroht."

Leichen von syrischen Flüchtlingskindern geborgen

Das Grauen wiederholt sich immer und immer wieder. Auch im Mittelmeer. Am Wochenende wurden die Leichen von zwei kleinen Mädchen aus Syrien nach Italien gebracht worden. Ein Baby und eine Fünfjährige kamen am Samstag mit einem Rettungsschiff im sizilianischen Trapani an. Auf Bildern ist zu sehen, wie Retter einen leblosen Kinderkörper tragen und wie eine kleine zugedeckte Leiche in einem Holzsarg liegt.

Ihr Holzboot war Ende der Woche vor der libyschen Küste gesunken, wie das italienische Rote Kreuz und die maltesische Rettungsorganisation MOAS mitteilten. Insgesamt kamen demnach sechs Menschen ums Leben. Fünf Leichen konnten geborgen und nach Sizilien gebracht werden, ein Mensch wurde vermisst.

Die Bilder wecken Erinnerungen an den dreijährigen syrischen Jungen Aylan Kurdi, der Anfang September vergangenen Jahres tot an einen Touristenstrand in der Türkei geschwemmt wurde. Das Bild von dem leblosen kleinen Körper am Strand gilt als Inbegriff des Flüchtlingselends auf dem Mittelmeer und hat selbst die Politik kurzfristig zu Taten bewegt.

Nach Angaben des Roten Kreuzes haben seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 etwa 50 000 Kinder das Leben verloren. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR geht davon aus, dass mehr als ein Viertel der in Europa ankommenden Flüchtlinge Kinder sind. "Die Menschen sterben immer weiter auf der Fahrt über das Mittelmeer. Die offiziellen Beileidsbekundungen und die Tränen der Regierungen nach jeder Tragödie sind heuchlerisch, falsch und unnütz", erklärte der Präsident des italienischen Roten Kreuzes, Francesco Rocca.

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