Syrien-Konflikt:Großbritannien will Kampfhubschrauber-Lieferung stoppen

Großbritannien will offenbar mit aller Macht verhindern, dass ein Schiff mit russischen Kampfhubschraubern Syrien erreicht: Die britischen Behörden haben dem Frachter die Versicherung entzogen - womöglich ist seine Weiterfahrt durch europäische Gewässer damit erst einmal beendet.

Der britische Marineversicherer Standard Club hat womöglich die Weiterfahrt eines russischen Schiffes verhindert, auf dem sich Kampfhubschrauber für Syrien befinden sollen. Dies berichten CNN und der Daily Telegraph unter Berufung auf das Unternehmen.

Standard Club habe nach eigenen Angaben alle Versicherungen für Schiffe der russischen Frachtfirma Femco gekündigt, unter ihnen auch die auf dem Weg nach Syrien befindliche MV Alaed. "Wir wurden darauf hingewiesen, dass die Alaed Waffen nach Syrien liefern sollte", zitiert der Telegraph eine Mitteilung des Unternehmens. Zuvor sollen britische Offizielle die Versicherungsgesellschaft gewarnt haben, dass der Abschluss einer entsprechenden Police womöglich die EU-Sanktionen gegen Syrien verletze.

Ohne gültige Versicherung muss das Schiff, das derzeit in schottischen Gewässern unterwegs ist, womöglich in den nächstgelegenen Hafen zurückkehren. Bislang meldet allerdings kein Küstenhafen, dass die Alaed dort eingelaufen sei.

Die Fracht des Schiffs ist inzwischen Gegenstand diplomatischer Auseinandersetzungen: Die USA hatten zunächst erklärt, Russland würde neue Kampfhubschrauber des Modells Mi-25 an Syrien liefern. Wie sich inzwischen herausstellte, handelt es sich aber um alte Hubschrauber, die Syrien lediglich zu Instandhaltungsmaßnahmen nach Kaliningrad geschickt hatte. Allerdings setzt die Armee des Landes Kampfhubschrauber auch gegen Zivilisten ein.

Vorsichtige Annäherung zwischen Putin und Obama

Vor der niederländischen Küste hatten Seebehörden dem Bericht zufolge das Schiff bereits versucht zu stoppen, daraufhin war es in Richtung Schottland ausgewichen. Die planmäßige Route sollte es über den Ärmelkanal Richtung Mittelmeer führen.

Auf diplomatischer Ebene gibt es kaum Annäherung zwischen dem Westen und Russland, das im UN-Sicherheitsrat weiter Maßnahmen gegen das Assad-Regime blockiert. US-Präsident Barack Obama erklärte nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Rande des G-20-Gipfels im mexikanischen Los Cabos, er stimme mit diesem im Hinblick auf Syrien darin überein, dass "wir ein Ende der Gewalt brauchen und einen politischen Prozess, um einen Bürgerkrieg zu verhindern".

Putin erklärte, er und Obama seien sich bei vielen Fragen bezüglich Syrien einig. "Wir teilen die Überzeugung, dass das syrische Volk die Möglichkeit haben sollte, unabhängig und demokratisch über die eigene Zukunft zu entscheiden", hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad wurde in der Erklärung allerdings nicht explizit genannt. Wenn am Abend der UN-Sicherheitsrat über das Ende der Beobachtermission in Syrien diskutiert, ist kein Meinungsumschwang Moskaus zu erwarten.

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