Syrien-Konferenz:Hauptsache, gerettet

Es dauert oft Jahre, bis Verhandlungen über das Ende von Bürgerkriegen zu einem Erfolg führen. Auch die Syrer werden noch lange auf Frieden warten müssen. Da sind schon ein paar Dutzend gerettete Menschenleben wie jetzt in Homs ein achtbares Ergebnis.

Ein Kommentar von Tomas Avenarius

Niemand hat erwartet, dass bei den Genfer Syrien-Gesprächen eine Friedenslösung gefunden wird. Der politische Gewinn der Verhandlungen besteht bisher nur darin, dass die Kriegsparteien überhaupt miteinander sprechen, wenn auch in schrillem Ton. Der nun diskutierte Vorschlag, dass Frauen und Kinder die seit Ausbruch des Bürgerkriegs schwer umkämpfte Stadt Homs verlassen dürfen, wäre daher ein greifbarer Erfolg.

In diesem Gemetzel, für dessen Ende es allen Beteiligten an politischem Willen fehlt, ist das Überleben auch nur eines einzigen Kindes ein gewaltiger humanitärer Gewinn. Gleichzeitig - und hier wird es dann eben doch politisch - wird ein Minimum an Vertrauen zwischen den Gegnern praktiziert, wenn die magere Übereinkunft eingehalten wird. In Genf glaubt keiner dem anderen auch nur ein Wort.

Bürgerkriege in Staaten wie Afghanistan oder Libanon haben gezeigt, dass Fortschritte bei Verhandlungen sich nicht bereits binnen weniger Monate, sondern zumeist erst nach Jahren abzeichnen. Auch die Syrer werden noch lange auf den Frieden warten müssen, auf "Genf II" werden Genf III, IV und V folgen. Weitere Tausende, wohl auch Zehntausende Menschen werden sterben, aus ihren Städten und Dörfern vertrieben werden, ohne eine Zukunft aufwachsen. Da sind schon ein paar Dutzend gerettete Menschenleben ein achtbarer Erfolg.

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