Syrien:Kerry droht Moskau

Die Bombardierung Aleppos nimmt kein Ende. Jetzt hat US-Außenminister John Kerry mit dem Abbruch aller Syrien-Gespräche gedroht, sollten die Angriffe des syrischen Regimes und der russischen Luftwaffe auf die Stadt nicht gestoppt werden.

Von Mike Szymanski, Paul-Anton Krüger, Kairo/Istanbul

US-Außenminister John Kerry hat Russland gedroht, alle Kontakte mit Moskau zu Syrien abzubrechen, wenn nicht umgehend die Angriffe des syrischen Regimes und der russischen Luftwaffe auf Aleppo gestoppt werden. Das habe Kerry seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow am Mittwochabend telefonisch mitgeteilt. Sein Sprecher sagte, Kerry habe seine Sorge über "Angriffe der syrischen und der russischen Regierung auf Krankenhäuser, die Wasserversorgung und andere zivile Infrastruktur" zum Ausdruck gebracht. Er machte Russland verantwortlich für den Einsatz bunkerbrechender Bomben und von Brandbomben in besiedeltem Gebiet. Zuvor waren bei Luftangriffen erneut zwei Krankenhäuser getroffen worden; sie mussten ihren Betrieb einstellen.

Einheiten der Regierung von Präsident Baschar al-Assad haben in Aleppo eine Bodenoffensive gestartet. Sie drangen in ein bislang von Rebellen gehaltenes Viertel nahe der historischen Zitadelle vor; am Mittwoch gab es heftige Kämpfe nahe der Altstadt, ebenso um das palästinensische Flüchtlingslager Handarat im Norden der Stadt. Das Regime hat angekündigt, die gesamte Stadt zurückerobern, deren Osten derzeit von Rebellen kontrolliert wird. Dort sind nach Angaben der Vereinten Nationen 275 000 Menschen eingeschlossen.

Russland hat mit seiner vor einem Jahr begonnenen Militärintervention neben der Unterstützung seines Verbündeten Assad auch immer das Ziel verfolgt, mit den USA in wichtigen weltpolitischen Fragen wieder auf Augenhöhe zu verhandeln. Kerry hatte sich mit Lawrow den Vorsitz der Internationalen Syrien-Unterstützergruppe geteilt. Die 20 dort vertretenen Staaten, unter ihnen wichtige Regionalmächte wie Saudi-Arabien und Iran, wollten den Rahmen für eine politische Lösung des Konflikts schaffen. Zuletzt war aber eine von Russland und den USA ausgehandelte Waffenruhe zusammengebrochen. Das Bombardements Aleppos weckte Zweifel daran, ob Russland überhaupt an einer diplomatischen Lösung interessiert ist oder nicht von Anfang an die Absicht hatte, Assad bei dessen Plan zu unterstützen, eine militärische Entscheidung zu suchen.

Die Türkei will ihre Grenze zu Syrien im nächsten halben Jahr nun nahezu komplett mit einer Mauer abriegeln. Dies berichtet die türkische Zeitung Hürriyet am Mittwoch. 200 der mehr als 900 Kilometer langen Grenze zum Bürgerkriegsland würden bereits durch eine Mauer gesichert. Für die restlichen 700 Kilometer habe nun der staatliche Wohnungsentwickler Toki den Auftrag erhalten, eine Sicherheitsmauer zu errichten. 500 Arbeiter seien im Einsatz, um die drei Meter hohe Betonmauer aus Fertigteilen zu errichten.

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