Syrien:IS blockiert Hilfe für 600 000 Menschen

  • Etwa 600 000 Menschen in Syrien können nach Angaben der Vereinten Nationen nicht notversorgt werden, weil die IS-Terrormiliz den Zugang blockiert.
  • Die Terroristen würden außerdem Hilfsorganisationen zwingen, ihre Arbeit einzustellen.
  • Die radikalen Islamisten sollen das Ultimatum zum Gefangenenaustausch mit Jordanien verlängert haben. Das berichtet der Internetdienst Site.

12,2 Millionen Syrer brauchen Hilfe

Die Vereinten Nationen können Hunderttausende Notleidende in Syrien nicht versorgen, weil die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Einigung ablehnt. Betroffen seien 600 000 Menschen in zwei Provinzen, sagte Vizechefin Kang Kyung-Wha vom UN-Nothilfebüro OCHA. Ihren Angaben zufolge brauchen 12,2 Millionen Syrer Hilfe von außen, fast die Hälfte lebt in schwer erreichbaren Regionen.

Nicht nur würden die Terroristen UN-Vertreter davon abhalten, Lebensmittel in die von ihnen kontrollierten Gebiete zu liefern. IS-Sicherheitskräfte hätten darüber hinaus mehrere lokale Nichtregierungsorganisationen gezwungen, ihre Aktivitäten einzustellen. Andere Hilfsorganisationen hätten sich komplett zurückgezogen.

Die Vereinten Nationen schlagen Alarm

Im Dezember hätten die UN 3,6 Millionen Menschen mit Nahrung versorgt, sagte Kang. Für die Menschen in den von den Islamisten besetzten Gebieten gebe es häufig jedoch keine Chance auf Hilfe. Für die Menschen in Syrien hatten die Vereinten Nationen einen Spendenaufruf unter ihren Mitgliedern in Höhe von 2,9 Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro) gestartet.

"Wir dürfen nicht zulassen, dass die Welt Syrien und die Gräueltaten, die gegen das syrische Volk verübt werden, vergisst", sagte OCHA-Vizechefin Kang.

IS soll Jordanien ein neues Ultimatum gestellt haben

Die IS-Terroristen sollen Japan und Jordanien eine neue Frist für einen Gefangenenaustausch gestellt haben. Falls Jordanien nicht binnen 24 Stunden die inhaftierte Terroristin Sadschida al-Ridschawi freilasse, werde ein vom IS gefangen genommener jordanischer Pilot getötet, heißt es in einer im Internet verbreiteten Botschaft.

Über soziale Netzwerke wurde ein Video verbreitet, das den Japaner Kenji Goto mit einer begleitenden Audio-Nachricht zeigt. Die Beobachtungsseite Site bestätigte die Authentizität des Videos. Die Islamistin Ridschawi war 2005 bei einem Selbstmordattentat gescheitert. Sie sitzt in Jordanien in Haft. Der jordanische Pilot flog im Auftrag der internationalen Allianz Angriffe gegen den IS. Er stürzte Ende Dezember mit seiner Maschine in Syrien ab und wurde von den Dschihadisten aufgegriffen.

Japanische Regierung bemüht sich um Freilassung

Vor einer Woche hatte der IS mit der Tötung der beiden japanischen Geiseln Goto und Haruna Yukawa gedroht. Zunächst forderten die Dschihadisten 200 Millionen US-Dollar, umgerechnet 170 Millionen Euro, Lösegeld, später verlangten sie die Freilassung al-Rischawis. Am Wochenende ermordeten die Terroristen Yukawa. Gotos Schicksal ist unklar.

Japans Regierungschef Shinzo Abe nannte die jüngsten Drohungen der Miliz "verachtenswert". Er sei zutiefst "empört" angesichts des neuen Ultimatums. Seine Regierung stehe zusammen und tue alles dafür, um den verschleppten Japaner Kenji Goto zu befreien, fügte Abe hinzu.

Details des Gefangenenaustauschs sind bisher unklar

Der jordanische Pilot al-Kasasba war Mitte Dezember über dem nordsyrischen Al-Rakka abgestürzt und von den Dschihadisten gefangen genommen worden. Er hatte im Auftrag der internationalen Koalition Angriffe auf Stellungen des IS geflogen. Die Sicherheit al-Kasasbas habe höchste Priorität, sagte Informationsminister al-Mumani im Staatsfernsehen. Details wie Ablauf und Zeitpunkt des Gefangenenaustausch nannte er jedoch nicht.

Jordanische Gefangene wichtig für IS

Sadschida al-Rischawi war 2005 an einer schweren Anschlagsserie in der jordanischen Hauptstadt Amman beteiligt. Für den IS hat sie großen Wert: Sie soll mit einem der Topterroristen aus der Gründungszeit der Terrormiliz verwandt sein.

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