Syrien-Krieg:Russland und Türkei einigen sich auf demilitarisierte Zone um Idlib

  • Die Türkei und Russland wollen im syrischen Idlib eine entmilitarisierte Zone errichten.
  • Sie soll nach Angaben des russischen Präsidenten Putin 15 bis 20 Kilometer breit sein und zwischen den Rebellen und der syrischen Armee verlaufen.
  • Russische und türkische Truppen sollen die Zone überwachen.

Russland und die Türkei haben sich darauf verständigt, in der syrischen Rebellenhochburg Idlib eine demilitarisierte Zone einzurichten. Das teilte Russlands Präsident Putin nach einem Treffen mit seinem türkischen Amtskollegen Erdoğan im russischen Sotschi mit. Die entmilitarisierte Zone soll demnach 15 bis 20 Kilometer breit sein und bis zum 15. Oktober zwischen den bewaffneten Kräften der Rebellen und der syrischen Armee gezogen werden.

Schwere Waffen müssten abgezogen werden, radikale Aufständische wie Angehörige der Al-Nusra-Front sich aus dem Gebiet zurückziehen. Russische und türkische Truppen würden die Zone überwachen. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte laut der Nachrichtenagentur Interfax, syrische Truppen und ihre Alliierten würden keine Offensive in Idlib starten. Auf die Frage, ob die Regierung von Baschar al-Assad der entmilitarisierten Zone zugestimmte habe, erklärte Schoigu, dies werde in den kommenden Stunden geschehen.

"Ich glaube, mit dieser Vereinbarung haben wir eine humanitäre Krise in Idlib verhindert", erklärte Erdoğan nach dem mehr als dreistündigen Gespräch mit Putin. Der Streit um Idlib hatte bislang das Verhältnis zwischen Russland und der Türkei schwer belastet. Russland unterstützt einen Vormarsch der syrischen Armee in das letzte große von Islamisten und syrischen Oppositionellen beherrschte Gebiet. Die Türkei ist Schutzmacht der syrischen Opposition und will weitere blutige Kämpfe nahe ihrer Grenze verhindern. Sie befürchtet eine neue Fluchtwelle von syrischen Zivilisten.

Außerdem hat die Türkei selbst Soldaten auf Beobachtungsposten rund um Idlib stationiert. Schätzungen zufolge sollen sich neben bewaffneten Kämpfern auch etwa drei Millionen Zivilisten in dem Gebiet aufhalten. Hinzu kommen geschätzte 60 000 Kämpfer der Rebellen.

Der türkische Präsident hatte vor dem Treffen gesagt, er setze große Hoffnungen darauf. "Ich glaube daran, dass im Moment nicht nur die Region, sondern die Welt heute auf Sotschi schaut", sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Bei einem Dreiergipfel mit Iran am 7. September in Teheran hatte Putin Erdoğans Forderung nach einer Waffenruhe für Idlib eine Absage erteilt. Die russische Luftwaffe greift seit Tagen immer wieder angebliche Stellungen von Terroristen in der Region an.

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