Syrien:Hoffen auf Hilfe

Hilfskonvoi für Madaja

Auf dem Weg nach Madaja ist dieser Hilfskonvoi des Roten Kreuzes. Dort darben Zehntausende von der syrischen Armee eingeschlossene Menschen.

(Foto: Pawel Krzysiek/dpa)

Das Internationale Rote Kreuz will von Montag an Tausende Menschen in Madaja versorgen. Die Lage in der Stadt ist katastrophal.

Tausende vom Hungertod bedrohte Menschen in der belagerten syrischen Stadt Madaja müssen noch bis mindestens diesen Montag auf dringend benötigte Hilfe warten. Aus logistischen Gründen könnten die Lieferungen nicht vorher beginnen, sagte ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Syrien am Wochenende. Einzelheiten nannte er nicht. Zunächst hatte es geheißen, die Lieferungen sollten bereits am Sonntag starten. In der Stadt, 25 Kilometer nordwestlich der syrischen Hauptstadt Damaskus, sind seit einem halben Jahr ungefähr 40 000 Menschen von der Armee und deren Verbündeten eingeschlossen. Hilfsorganisationen konnten nach eigenen Angaben zuletzt im Oktober Lieferungen nach Madaja bringen. Aktivisten berichteten, die Menschen ernährten sich von Blättern, Hunden und Katzen.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) starben bislang mindestens 23 Menschen an den Folgen von Mangelernährung. Einwohner aus Madaja berichteten am Wochenende von zwei weiteren Opfern. Ein Vater und sein neun Jahre alter Sohn seien verhungert, hieß es. Der IKRK-Sprecher sagte, die Hilfsorganisationen arbeiteten rund um die Uhr, um Konvois in die Stadt zu ermöglichen. Die syrische Regierung hatte den Transporten am Donnerstag zugestimmt.

Bei einem russischen Luftangriff im Nordwesten des Bürgerkriegslandes starben unterdessen nach Angaben von Aktivisten mindestens 39 Menschen. Viele weitere seien zudem bei dem Beschuss eines Gerichtsgebäudes mit angeschlossenem Gefängnis in der Stadt Maarat al-Numan verletzt worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Das Gericht stand demnach unter Kontrolle der al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks al-Qaida. Die meisten Opfer des Beschusses seien Kämpfer der Gruppe und Gefangene gewesen. Andere Aktivisten berichteten sogar von mehr als 50 Toten.

Maarat al-Numan liegt in der Provinz Idlib. Diese wird zu großen Teilen von islamistischen Rebellen kontrolliert, von denen die al-Nusra-Front die stärkste ist. Russland bombardiert seit Ende September Gegner des Regimes des syrischen Präsident Baschar al-Assad. Russische Flugzeuge nehmen Extremisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), aber auch gemäßigtere Gruppen ins Visier.

Damaskus ist zu Verhandlungen bereit - aber nur unter Bedingungen

Die syrische Regierung ist inzwischen bereit zu Friedensgesprächen mit seinen Gegnern, fordert aber vorher eine Teilnehmerliste der Opposition. Außenminister Walid al-Muallim verlangte bei einem Treffen mit dem Sondergesandten der Vereinten Nationen, Staffan de Mistura, am Samstag in Damaskus außerdem eine Aufstellung aller Rebellenbrigaden, die als Terrorgruppen eingestuft würden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. De Mistura sprach von einem "nützlichen" Treffen.

Beginnen sollen die Friedensverhandlungen am 25. Januar in Genf. Ob sie wirklich zustande kommen, ist allerdings noch unsicher. Oppositionsgruppen verlangen, dass die Regierung von Präsident Baschar al-Assad zunächst die Bombardierung von Wohngebieten und die Belagerungen von Städten beenden soll. Auch die Spannungen zwischen Iran und Saudi-Arabien belasten die Verhandlungen, weil sie jeweils andere Seiten im Konflikt unterstützen. In Syrien tobt seit fünf Jahren ein Bürgerkrieg, in dem mehr als 250 000 Menschen getötet wurden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: