Syrien:Bomben auf Krankenhäuser

Syrien: Ein syrischer Junge bedeckt das Gesicht eines Kindes nach einem mutmaßlichen Gasangriff im Januar 2018 mit einer Sauerstoffmaske.

Ein syrischer Junge bedeckt das Gesicht eines Kindes nach einem mutmaßlichen Gasangriff im Januar 2018 mit einer Sauerstoffmaske.

(Foto: Hasan Mohamed/AFP)

Die UN gehen Hinweisen auf einen Giftgas-Einsatz nach. Dutzende Zivilisten sterben.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die Mission der Vereinten Nationen in Syrien fordert umgehend eine mindestens einmonatige Kampfpause in dem Bürgerkriegsland: Dies sei nötig, um Millionen Menschen versorgen sowie Kranke und Verwundete retten zu können, sagten UN-Vertreter am Dienstag in Genf.

Russland und das syrische Regime hatten nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets ihre Luftangriffe auf Rebellengebiete zuletzt wieder massiv verschärft. Seit Samstagabend kamen dabei in den östlichen Vororten von Damaskus mindestens 31 Zivilisten ums Leben, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, in der Provinz Idlib starben mehr als 30 Zivilisten. Auch zwei Krankenhäuser wurden dort bombardiert. Allerdings sind bereits seit Weihnachten neue Offensiven gegen Rebellen in den vier sogenannten Deeskalationszonen in Gang, in denen Russland eigentlich eine Waffenruhe garantiert. Laut der Organisation Ärzte ohne Grenzen haben sie eine der größten Fluchtbewegungen seit Beginn des Krieges ausgelöst.

Aus den Orten Douma und Saraqeb wurden auch Angriffe mit Chlor gemeldet. Die USA scheiterten im UN-Sicherheitsrat mit der Forderung, diese "aufs schärfste" zu verurteilen. Russland blockierte dies, weil in der Vorlage der Regierung von Präsident Baschar al-Assad die Verantwortung zugewiesen wurde. Laut dem US-Außenministerium gab es in den vergangenen 30 Tagen mindestens sechs Angriffe mit Chlor.

Bei einer der Attacken, am 22. Januar in Douma, wurde in den Überresten improvisierter Raketen Material aus Deutschland gefunden. Eine Analyse der Rechercheplattform Bellingcat kommt zum Schluss, dass dafür aus Iran stammende Artillerieraketen modifiziert wurden. Auf dem Foto eines Verbindungsstücks sind die Worte "made in Germany" und das Logo des Herstellers zu erkennen. Bei dem Material handelt es sich um Pressspan, ein Zellstofferzeugnis, das als Isolator in Elektromotoren eingesetzt wird. Der Hersteller bestätigte, entsprechende Platten mit Genehmigung des Bundesamts für Ausfuhrkontrolle an zwei iranische Handelsfirmen geliefert zu haben. Solche Firmen setzt Iran oft ein, um Dual-Use-Güter zu beschaffen, die sowohl zivilen als auch militärischen Zwecken dienen. Die UN-Untersuchungskommission für Syrien will den Vorwürfen nachgehen.

Im Falle des abgeschossenen Kampfjets forderten russische Politiker eine Untersuchung; es gebe Hinweise, dass "westliche Staaten" jüngst solche Raketen geliefert hätten. Allerdings haben Rebellen und Dschihadisten-Gruppen nachweislich seit 2013 immer wieder schultergestützte Flugabwehrsysteme in ihren Besitz gebracht. Einige sollen 2013 mithilfe Katars aus dem Sudan geliefert worden sein, andere erbeuteten sie von Regierungstruppen. Westliche Staaten hatten sich geweigert, solche Raketen zu liefern, weil sie in den Händen von Terroristen eine ernste Bedrohung für die zivile Luftfahrt sind. Den Abschuss des Erdkampfflugzeugs vom Typ Suchoi Su-25 nahm die mit dem Terrornetzwerk al-Qaida verbundene Hayat Tahrir al-Scham für sich in Anspruch.

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