Syrien:Außenexperten im US-Senat einig über Militärschlag

Die Unterstützung für einen Angriff auf das Assad-Regime wächst: US-Medien berichten, ein Senatsausschuss spreche sich für einen begrenzten Militärschlag aus. Schon am Mittwoch könnte der Ausschuss dem Entwurf zustimmen. Bodentruppen sollen auf keinen Fall kämpfen - außer im Notfall.

Der außenpolitische Ausschuss des US-Senats will sich nach Medienberichten für eine begrenzte Militäroperation gegen Syrien aussprechen. Die Mitglieder hätten sich nach einer Anhörung auf eine Resolution geeinigt, die einen Einsatz mit einer Dauer von bis zu 60 Tagen erlaube, meldete unter anderem die Washington Post. US-Präsident Barack Obama dürfe sie nach einer Mitteilung an den Kongress um 30 weitere Tage verlängern.

Der Ausschuss für auswärtige Beziehungen könnte noch am Mittwoch über das Papier abstimmen, so dass der Senat nach der Rückkehr aus der Sommerpause am kommenden Montag darüber diskutieren könnte.

Die Zustimmung sei zudem an die Bedingung geknüpft, dass keine Bodentruppen in das arabische Land geschickt würden. Eine Ausnahme wäre die Entsendung einer kleinen "Rettungsmannschaft", falls ein Notfall eintrete. Obama müsse zudem innerhalb von 30 Tagen nach Beginn der Aktion einen Plan für eine diplomatische Lösung der Syrien-Krise an den Kongress übermitteln. Der Ausschuss könne die Resolution noch am Mittwoch verabschieden und dann dem gesamten Senat zu einer Abstimmung in der kommenden Woche übermitteln, heißt es.

Außenminister John Kerry hatte zuvor vor "schrecklichen Konsequenzen" gewarnt, sollte der Kongress keinen Militärschlag gegen Syrien genehmigen. In einer mehr als dreieinhalb Stunden langen Anhörung des Ausschusses warb er gemeinsam mit Verteidigungsminister Chuck Hagel und dem Vereinigten-Generalstab-Chef Martin Dempsey eindringlich dafür, Obamas Bitte nachzukommen. "Dies ist nicht die Zeit, um Zaungast bei einem Massaker zu sein", sagte Kerry.

Wenn die USA den mutmaßlichen Chemiewaffen-Einsatz durch das Regime von Machthaber Baschar al-Assad nicht ahndeten, "würden wir die Büchse der Pandora öffnen", so der amerikanische Chefdiplomat. Staaten wie der Iran oder Nordkorea würden es als Signal sehen, mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen davonzukommen.

Abstimmung wird noch dauern

Assads Angriff auf die eigene Bevölkerung mit mehr als 1400 Toten am 21. August habe nicht nur die "rote Linie" der USA, sondern der ganzen Welt überschritten, sagte Kerry mit Verweis auf die Chemiewaffenkonvention der UN. Die Teilnahme von Kerry, Hagel und Dempsey an der Anhörung ist Teil eines groß angelegten Versuchs des Weißen Hauses, den Kongress von der Verabschiedung einer Resolution für einen Syrien-Angriff zu überzeugen. In den kommenden Tagen sind ähnliche Sitzungen geplant, teilweise aus Geheimhaltungsgründen hinter verschlossenen Türen.

Obama hatte den Kongress am Samstag überraschend um die Zustimmung für einen Militärschlag gebeten, den er als Oberbefehlshaber der Streitkräfte auch allein befehligen könnte. Mit den Abstimmungen in beiden Kongresskammern wird nicht vor kommender Woche gerechnet. Mit John Boehner, dem Speaker of the House, stellte sich am Dienstag einer der einflussreichsten Oppositionspolitiker hinter Obamas Kurs. Auch vom französischen Präsidenten François Hollande gab es erneut Rückhalt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte, falls die Untersuchung der UN-Experten ergebe, dass in dem Bürgerkrieg Chemiewaffen eingesetzt worden seien, müsse der Sicherheitsrat mit einer Stimme sprechen. "Die Mitglieder haben dann die Pflicht, ihre Blockade zu überwinden." Die Ergebnisse der UN-Experten sollen Mitte September vorliegen.

Vor dem Bürgerkrieg in Syrien sind mittlerweile zwei Millionen Menschen ins Ausland geflohen. Von ihnen seien 97 Prozent in den Nachbarstaaten untergekommen, sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, in Genf. Diese Länder brauchten mehr Hilfe. Jeden Tag kämen 5000 Syrer über die Grenze. Allein im Libanon wurden bis Ende August mehr als 716.000 syrische Flüchtlinge registriert. Zudem gebe es 4,25 Millionen Binnenflüchtlinge.

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