Syrien:Assad-Regime gibt Rebellen Schuld an Massaker

"Terroristische Gruppen" sollen ein "brutales Massaker"an Bürgern verübt haben, behauptet die Regierung. Die Opposition beschuldigt dagegen regimetreue Soldaten. Währenddessen setzt die Armee ihre Angriffe auf Protesthochburgen fort. Eineinhalb Millionen Menschen sind von humanitärer Hilfe abgeschnitten.

Syriens Regierung hat Aufständische für ein Massaker mit mindestens 25 Toten in der Provinz Aleppo verantwortlich gemacht. "Die terroristischen Gruppen in Daret Asse haben ein brutales Massaker gegen Bürger verübt, die sie zuvor entführt hatten", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana.

In einem Video war mehr als ein Dutzend blutverschmierter Leichen in Militäruniformen zu sehen. Bei den Toten handele es sich um Angehörige der regierungstreuen Miliz Schabiha, sagte ein Sprecher in der Aufnahme. Sie soll maßgeblich an dem Massaker von Haula beteiligt gewesen sein, bei dem mehr als 100 Zivilisten umgebracht wurden. Die Authentizität des Videos konnte nicht unabhängig überprüft werden. Nach Angaben der Opposition hatten hingegen Soldaten mit Maschinengewehren auf Zivilisten gefeuert und zehn von ihnen getötet, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Bewohner können Homs nicht verlassen

Nach einem der blutigsten Tage seit Beginn des Aufstands hat die Armee ihre Angriffe auf Protesthochburgen im Land fortgesetzt. Die Streitkräfte nahmen Menschenrechtsaktivisten zufolge Ziele in Daraa und Idlib unter Beschuss, nachdem am Donnerstag landesweit rund 170 Menschen getötet worden waren.

Dramatisch war auch weiter die Lage in Homs. Die Bewohner seien in der Stadt eingeschlossen, erklärte ein Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Hilfe in Genf. Im ganzen Land sind 1,5 Millionen Menschen wegen der zunehmenden Gewalt von humanitärer Hilfe abgeschnitten.

Sowohl dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (Ikrk) als auch dem Syrischen Roten Halbmond sei es nicht möglich, in die Stadt vorzudringen. Bereits am Donnerstag waren zwei Versuche gescheitert, Verletzte herauszubringen. 70 Prozent der Infrastruktur von Homs sind Aktivisten zufolge inzwischen zerstört. Die Stadt sei fast leer, der Rest der Bewohner versuche zu fliehen. Das Ikrk vermutet noch hunderte Menschen, die in der Altstadt eingeschlossen sind.

"Die zunehmende Gewalt macht es extrem schwer, eine Präsenz vor Ort zu errichten, damit humanitäre Hilfe überhaupt geleistet werden kann", sagte Robert Watkins vom UN-Entwicklungsprogramm im Libanon. "Wir leisten weiterhin Hilfe, doch leider nicht in dem Tempo, wie wir gerne würden und es auch nötig wäre."

US-Verteidigungsminister Leon Panetta begründete unterdessen den Verzicht auf Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen mit dem Bemühen um eine politische Lösung des Konflikts. Derzeit müssten alle Anstrengungen auf einen reibungslosen und verantwortlichen Machtübergang konzentriert werden.

Ranghohe Offiziere desertiert

Unterdessen haben sie mehrere ranghohe Offiziere der syrischen Streitkräfte nach Angaben von Aktivisten von der Regierung Assad losgesagt. Auf einem von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte veröffentlichten Video sollen zwei Brigadegeneräle und zwei Oberste zu sehen sein. Sie sagen, sie seien desertiert. Erst am Donnerstag hatte sich ein Luftwaffenpilot mit einem Kampfflugzeug nach Jordanien abgesetzt. Seit Beginn der Proteste gegen Assad sind Tausende Soldaten desertiert, allerdings meist aus unteren Rängen. Zahlreiche Abtrünnige haben sich der oppositionellen Freien Syrischen Armee angeschlossen.

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