Syrien:Armee startet Gegenoffensive und macht Fortschritte

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Die syrische Armee erzielt offenbar Geländegewinne nahe der Stadt Hama. (Foto: BAKR AL KASSEM/AFP)

Die Truppen von Machthaber Assad drängen die Aufständischen bei der Stadt Hama etwa zehn Kilometer zurück. Im UN-Sicherheitsrat machen sich Russland und die USA Vorwürfe. Iran schickt Militärberater nach Syrien.

Nach dem raschen Vormarsch der islamistischen Rebellenallianz in Syrien hat die Armee von Machthaber Baschar al-Assad offenbar eine Gegenoffensive begonnen. In der Nacht zu Mittwoch drängten die Streitkräfte die Aufständischen von der Stadt Hama rund zehn Kilometer nach Norden zurück, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und Regierungskreise berichteten. Hama liegt etwa 45 Kilometer nördlich von Homs.

(Foto: SZ-Grafik)

Mitte vergangener Woche hatte eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistengruppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS) eine Offensive im Nordwesten Syriens begonnen und am Wochenende die Kontrolle über Aleppo übernommen, die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Frontlinie befindet sich inzwischen etwa 130 Kilometer weiter südlich.

Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat ihren Sitz in London und verfügt über ein Netz aus Informanten in Syrien, das das Kriegsgeschehen verfolgt. Bei den Gefechten seien inzwischen mehr als 570 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen auch fast 100 Zivilisten.

Angesichts der Offensive der Rebellen sind inzwischen offenbar auch iranische Militärberater im Land. Sie sollen die Gegenoffensive der Regierungstruppen unterstützen, wie die arabischsprachige Abteilung des iranischen Rundfunks, Al-Alam, meldete.

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi zeigte sich am Dienstag auch offen für mögliche Truppenverlegungen nach Syrien. „Wenn die syrische Regierung Iran um die Entsendung von Truppen nach Syrien bittet, werden wir das Ersuchen prüfen“, sagte der Minister dem arabischsprachigen TV-Sender Alaraby mit Blick auf das Wiederaufflammen des Bürgerkriegs.

Die neue Gewalt in Syrien beschäftigt auch die Vereinten Nationen. Dort gerieten Russland und die USA am Dienstag aneinander. Während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats beschuldigten sich Vertreter beider Länder gegenseitig der Unterstützung des Terrorismus.

Der stellvertretende US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Robert Wood, beschuldigte die Streitkräfte des syrischen Präsidenten Assad und die aus Russland, bei Angriffen auf Schulen und Krankenhäuser zivile Opfer zu verursachen. Wood forderte zudem eine Deeskalation der Kämpfe. Er äußerte sich auch besorgt darüber, dass die Rebellenoffensive von Hayat Tahrir al-Scham angeführt wird. Die Gruppe war früher als Al-Nusra-Front bekannt und war der offizielle Flügel von al-Qaida in Syrien, bis sie 2016 ihre Verbindungen abbrach.

Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja entgegnete auf Woods Worte: „Wir machen uns keine Illusionen, dass Washington jemals bereit sein wird, den internationalen Terrorismus ernsthaft zu bekämpfen.“

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