Baschar al-Assad hatte keinen Frieden mit Hama gemacht, natürlich nicht. Syriens viertgrößte Stadt, die der Vater des jetzigen Präsidenten 1982 fast der Erdboden gleichmachen ließ, um einen Islamisten-Aufstand zu zerschlagen, hat einen Monat lang eine geborgte Freiheit genießen können.
Am Sonntag, einen Tag vor Beginn des Ramadan, dem Monat der Milde, ließ der syrische Präsident angreifen. Wieder hat Baschar al-Assad ein Reformversprechen von Panzern niederwalzen lassen. Gerade noch wollte er das Monopol der Baath-Partei brechen; auch daraus wird nichts werden.
Assad sendet eine grausame Botschaft aus zum Ramadan, und sie ist besonders grausam in Hama, der gezeichneten Stadt. Aber wird sie wirken? Wird der Aufstand während des vierwöchigen Opfergangs implodieren? Eher nicht. Jeder Akt der Repression hat in Syrien stets nur mehr Menschen auf die Straße getrieben. Städte solidarisieren sich mit Städten, die Provinz ist in Aufruhr. Ein Aufstand ohne Kopf aber kann nicht enthauptet werden.
Amerika, Deutschland, Großbritannien verurteilen die Gewalt in Hama, aber viel Schlimmeres hat Assad vom Westen nicht zu fürchten. Die jüngsten Ereignisse in Libyen dürften dem Westen jede Lust für ein stärkeres Engagement genommen haben. Dort fallen in der Rebellenhochburg Bengasi die Kämpfer neuerdings übereinander her, was die Chancen auf einen baldigen Triumph über Gaddafi, den Gewaltmenschen in Tripolis, eher sinken lässt.
Dies alles kann man bedauern, verfluchen, beweinen. Nur eines sollte der Westen jetzt nicht tun: Sich aus Frustration über den in Zeitlupe explodierenden arabischen Sommer abzuwenden.