Katholische Kirche:Weg frei für Segnungsfeiern für Homosexuelle

Katholische Kirche: Das Gesprächsforum des Synodalen Wegs am Donnerstag in Frankfurt.

Das Gesprächsforum des Synodalen Wegs am Donnerstag in Frankfurt.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Das Reformprojekt "Synodaler Weg" beschließt, dass gleichgeschlechtliche Paare und Wiederverheiratete ihre Beziehungen segnen lassen können. Andere Vorhaben wurden deutlich verwässert.

Von Annette Zoch, Frankfurt

In der katholischen Kirche soll es Segensfeiern für homosexuelle und wiederverheiratete Paare geben. Darauf hat sich die fünfte Synodalversammlung des deutschen Synodalen Wegs, der Reformdebatte zwischen katholischen Klerikern und Laien, am Freitag in Frankfurt geeinigt. Ein entsprechender Handlungstext wurde mit 92 Prozent angenommen, 80 Prozent der Bischöfe stimmten dafür. Damit stellt sich der Synodale Weg gegen die offizielle Position des Vatikan.

Allerdings sollen diese Segensfeiern noch nicht sofort losgehen, erst soll eine Arbeitsgruppe eine liturgische Handreichung für solche Segensfeiern entwickeln. Es ist ein Kompromiss, der ursprüngliche Text hatte die sofortige Einführung der Segensfeiern gefordert. Nach der Abstimmung brandete Applaus auf: "Sie gehören zu uns in die Mitte der Kirche", sagte Aachens Bischof Helmut Dieser, einer der beiden Vorsitzenden des zuständigen Synodalforums. Ordensschwester Katharina Ganz nannte den Text ein "Signal für die Weltkirche".

Es war der erste Erfolg des Synodalen Wegs an diesem Freitag, nachdem der Donnerstag und der Freitagvormittag eher unter dem Motto "Besser als nix" gestanden hatten: Da waren zwar einige Texte verabschiedet worden, die aber - auf Antrag einiger Bischöfe - in abgeschwächter Form.

Zum Beispiel bei dem Text, der mehr Kompetenzen für Nicht-Kleriker fordert. Demnach sollen die deutschen Bischöfe eine Ausnahmeregel erarbeiten und eine Erlaubnis beim Vatikan erwirken, dass "qualifizierte Gläubige", also auch Frauen, in einer Eucharistiefeier predigen dürfen. Bislang dürfen Frauen in der katholischen Kirche nur in so genannten Wortgottesdiensten predigen, in der Eucharistie nur Priester oder Diakone.

Die Bischöfe haben eine Sperrminorität

Gestrichen wurden aus dem Text allerdings weitere Forderungen - zum Beispiel sollten Nichtgeweihte künftig taufen oder trauen dürfen, auch sollte geprüft werden, inwieweit Nicht-Priester bei der Gemeindeleitung einbezogen werden können. Das soll jetzt nur noch in einem "Konsulationsprozess" weiter beraten werden.

Nachdem der Vatikan seit Monaten scharfe Kritik am deutschen Synodalen Weg übt, hatten die Bischöfe vergangene Woche bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Dresden erneut über viele Synodal-Texte diskutiert. Danach reichten sie eine ganze Reihe von Änderungsanträgen ein. Sie haben eine Sperrminorität, wenn nicht zwei Drittel der Bischöfe zustimmen, ist ein Text durchgefallen.

Der abgeschwächte Frauen-Text stieß deshalb auch auf Kritik: Maria Flachsbarth, Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds, sagte: "Wir gehen in Millimeterschritten vorwärts und jetzt haben wir einen Text, in dem wir Selbstverständlichkeiten schön verpacken und ein Geschenkbändchen drum machen."

"Wir wollten die Texte retten", sagt dazu der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Es gehe darum, Themen in die Weltkirche einzubringen, auch bei der Gefahr, dass am Ende "ein weichgespülter Kompromisstext" herauskomme. "Die Alternative wäre bei einigen Texten auch gewesen, dass die dann überhaupt nicht durchkommen."

Am Abend stand noch der Text "Gemeinsam beraten und entscheiden" auf der Tagesordnung, doch vorher stellten sich Bischofskonferenz-Chef Georg Bätzing und Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), aber noch mal für eine Strafpredigt auf die Bühne: Manche Bischöfe hätten sich durchaus früher mit den Texten beschäftigen können, kritisierte Bätzing. Und er bat seine Mitbrüder ausdrücklich: Falls jemand mit den Texten nicht einverstanden sei, könne er sich auch enthalten - dies wird dann nicht als Nein gezählt. Stetter-Karp sprach für die Laien: "Liebe Bischöfe, zuweilen fühlen sich manche von uns auch erpresst. Ich sage Ihnen ehrlich, dass wir nicht bereit sind, dieses Spiel bis zum Ende weiterzuspielen."

Doch dies, das zeigte die anschließende, teilweise sehr kontroverse Debatte, nahmen einige Bischöfe der ZdK-Präsidentin und dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden übel: Diese Einlassung sei "nicht hilfreich" gewesen, sagte der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. "Ich fühle mich auch erpresst." Auch der Passauer Bischof Stefan Oster sagte, das Vorgehen widerspreche der Synodalität, die Papst Franziskus will, er werde deshalb nicht zustimmen.

Thomas Söding sagte, der Antrag heiße "gemeinsam beraten und entscheiden, nicht gemeinsam beraten, einsam entscheiden". Jeder Satz, der dem Bischof die End-Entscheidung lasse, sei ein No Go, die "rote Linie" für die Laien. Der Synodale Eberhard Tiefensee sagte, ständig höre man, die Kirche sei keine Demokratie. "Wann schaffen wir es endlich, uns in der Kirche von der prägenden Regierungsform Monarchie zu lösen?" Und der Synodale Lukas Nusser fragte: "Ich habe immer noch nicht verstanden, was Sie daran stört, gemeinsam entscheiden zu müssen?"

An diesem Abend kommen die Synodalen nicht mehr zusammen. Sie entscheiden schließlich, den umstrittenen Text zu gemeinsamen Entscheidungen in den so genannten Synodalen Ausschuss zu vertagen - der erst noch gebildet werden muss.

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