Großbritannien:Zwei Teenager nach Geiselnahme in US-Synagoge festgenommen

USA: Synagoge in Colleyville, Texas

In Colleyville, Texas, stehen Polizeiautos vor der Synagoge, in der ein Brite am Samstag vier Geiseln genommen hat.

(Foto: Brandon Bell/AFP)

Die beiden jungen Männer wurden nach Angaben der britischen Polizei im Süden Manchesters gefasst und würden nun vernommen. US-Präsident Biden spricht von einem "Terrorakt".

Nach der Geiselnahme in einer Synagoge im US-Bundesstaat Texas hat die britische Anti-Terror-Polizei zwei junge Männer festgenommen. Die beiden Teenager seien im Süden Manchesters gefasst worden und würden nun verhört, teilte die zuständige Ermittlungsbehörde über Twitter mit. Weitere Details wurden nicht bekannt gegeben.

In der US-Stadt Colleyville nahe Dallas hatte ein 44 Jahre alter Brite am Samstagvormittag während eines Gottesdienstes in der Synagoge vier Geiseln in seine Gewalt gebracht und sich mit ihnen verschanzt. Spezialkräfte drangen nach stundenlangen Verhandlungen mit dem Mann in die Synagoge ein und brachten die Geiseln, darunter den Rabbiner, unverletzt in Sicherheit. Der Täter kam ums Leben - wie genau, das ließ die Polizei offen. Auch zu den Hintergründen hielten sich die Behörden bedeckt.

US-Präsident Joe Biden und das britische Außenministerium bezeichneten die Tat als "Terrorakt". Ersten Erkenntnissen zufolge habe der Täter nach seiner Ankunft im Land Waffen gekauft und seine erste Nacht in einer Unterkunft für Obdachlose verbracht, sagte Biden. Bomben habe der Mann, anders als von ihm selbst dargestellt, wohl nicht bei sich gehabt. Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris riefen die Bevölkerung auf, Antisemitismus und Hass zu bekämpfen.

Geiselnehmer wollte offenbar inhaftierte Wissenschaftlerin freipressen

US-Medien berichteten unter Berufung auf Ermittlerkreise, der Geiselnehmer habe eine in Texas inhaftierte pakistanische Wissenschaftlerin freipressen wollen. Sie war demnach im Juli 2008 im afghanischen Ghasni festgenommen und 2010 wegen eines Angriffs auf US-Soldaten in Afghanistan von einem US-Bundesrichter zu 86 Jahren Haft verurteilt worden. Beim Verhör auf einer Polizeiwache hatte sie eine am Boden liegende Waffe an sich genommen und auf einen US-Soldaten und einen Übersetzer geschossen, ohne diese zu treffen.

Die Frau hatte an einer Elite-Universität in den USA studiert. Später wurde ihr Name von US-Behörden auf eine Liste von Verdächtigen gesetzt, die mit Al-Qaida-Terroristen in Verbindung stehen könnten.

In Großbritannien meldete sich ein Bruder des Geiselnehmers zu Wort. Die Familie distanziere sich von der Tat und bitte die Betroffenen um Entschuldigung, schrieb der Bruder auf der Facebook-Seite der muslimischen Gemeinde der nordenglischen Stadt Blackburn. Der Täter sei psychisch krank gewesen. Während der Geiselnahme sei die Familie im Polizeirevier von Blackburn gewesen. Dort sei sie im Kontakt mit dem FBI und dem Geiselnehmer gewesen, habe ihn jedoch von seiner Tat nicht abbringen können.

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