Susanne Koelbl im Interview:"Ich konnte es nicht glauben"

Die Spiegel-Reporterin Susanne Koelbl wurde sechs Monate lang vom Bundesnachrichtendienst ausgespäht. Im SZ-Interview spricht sie erstmals darüber.

Peter Blechschmidt

SZ: Frau Koelbl, wann haben Sie von der Bespitzelung erfahren?

Susanne Koelbl im Interview: "Spiegel"-Reporterin Susanne Koelbl

"Spiegel"-Reporterin Susanne Koelbl

(Foto: Foto: ddp)

Koelbl: Anfang Februar dieses Jahres sagte mir jemand, meine E-Mails seien gelesen worden und die Sache würde bald im Parlamentarischen Kontrollgremium behandelt.

SZ: Was haben Sie da unternommen?

Koelbl: Ich habe um einen Termin bei BND-Präsident Ernst Uhrlau gebeten, habe aber am Telefon nicht gesagt, worum es ging. Wir haben uns dann für Mitte März verabredet. Diesen Termin musste ich kurzfristig absagen. Dann gab es eben diesen zweiten Termin am Freitag voriger Woche.

SZ: Sie sollen schon im Februar 2007 von einer Mitarbeiterin des BND informiert worden sein?

Koelbl: Das ist nicht richtig. Ich habe Anfang 2007 einen vagen Hinweis erhalten. Aber ich konnte das nicht verifizieren und auch nicht glauben. Konkreter wurde es erst im Februar 2008. Und ich muss Ihnen sagen, dass ich es auch dann nicht glauben mochte und konnte.

SZ: Wie ist dann das Gespräch mit Ernst Uhrlau verlaufen?

Koelbl: Es hat gut zwei Stunden gedauert und war teilweise sehr hart. Er hat sehr schnell alle Details auf den Tisch gelegt und auch erklärt, dass er erst am 21. Dezember 2007 davon erfahren hat.

SZ: Haben Sie ihn gefragt, warum er Sie nicht von sich aus informiert hat?

Koelbl: Er hat um Verständnis gebeten, dass die Lage im Dienst sehr schwierig sei. Aber wenn ich nicht auf ihn zugegangen wäre, ich glaube nicht, dass ich es erfahren hätte.

SZ: Hatten Sie das Gefühl, dass er Ihnen die ganze Wahrheit gesagt hat?

Koelbl: Ich glaube, in diesem Moment wollte er zugänglich machen, was er wusste. Aber er hat keine befriedigende Erklärung gegeben, warum die Überwachung nötig war und warum er nicht auf mich oder auf den Spiegel zugegangen ist. Ich habe auch nicht verstanden, warum diese Operation intern überhaupt keine Folgen gehabt hat. So weit ich weiß, ist der Hauptverantwortliche sogar noch auf eine höhere Position gerückt.

SZ: Offensichtlich waren ja nicht Sie Ziel der Ausspähung, sondern Minister Farhang. Haben Sie Uhrlau gefragt, was man damit bezweckt hat?

Koelbl: Das war nicht der Kern unserer Unterhaltung. Das wurde in dem Gespräch auch nicht so richtig klar.

SZ: Haben Sie von Herrn Farhang eine Reaktion gehört?

Koelbl: Ich muss erst noch einmal mit ihm sprechen.

SZ: Wie geht es für Sie jetzt weiter?

Koelbl: Die heutige Erklärung des PKG finde ich nicht zufriedenstellend. Ich muss jetzt erst mit dieser Lage zurecht kommen.

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