Susan Rice als US-Außenministerin im Gespräch:Gesucht: Neue Gesichter für Obamas Kabinett

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Wer folgt auf Hillary Clinton? Die Außenministerin der USA will sich zurückziehen. Präsident Obama favorisiert UN-Botschafterin Susan Rice als Nachfolgerin - doch die muss erst ihre Aussagen nach dem Bengasi-Anschlag erklären. Was wird aus John Kerry? Und wer folgt dem gestolperten CIA-Chef Petraeus? Flurfunk aus Washington.

Michael König

Die amerikanische UN-Botschafterin Susan Rice ist als Nachfolgerin von Hillary Clinton im Amt der US-Außenministerin im Gespräch. (Foto: AFP)

So macht man das, so geht Diplomatie. Susan Rice, Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen, sagte am Montag zwei Sätze, die a) die Debatte über ihre Zukunft befeuerten und b) doch alles offen ließen: "Ich liebe meine Arbeit hier bei den Vereinten Nationen. Ich freue mich darauf, so lange weiterzumachen, wie Präsident Obama das möchte."

Es war eine kleine Probe ihres Könnens, das Obama womöglich bald an anderer Stelle einsetzen möchte. Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass der US-Präsident die 47-jährige Rice zu seiner neuen Außenministerin macht. Der Posten ist vakant, weil sich Hillary Clinton nach einer Amtszeit zurückziehen möchte - es wird erwartet, dass sie sich 2016 um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bewirbt.

Die amerikanischen Leitmedien haben sich auf Rice als Clinton-Nachfolgerin festgelegt. Sie sei die "klare Favoritin", schreibt die New York Times. Die Washington Post ist "beinahe sicher", dass die 47-Jährige zur Spitzendiplomatin aufsteigt.

Schützling von Madeleine Albright

Es wäre ein logischer Schritt. Rice gilt als enge Vertraute Obamas, den sie 2007 im Wahlkampf öffentlich unterstützte. Die Mutter zweier Kinder, geboren in Washington D.C., war zu diesem Zeitpunkt schon eine erfahrene Außenpolitikerin. Bereits 1988 hatte sie dem Demokraten Michael Dukakis zugearbeitet, als der sich erfolglos für das Weiße Haus bewarb. 1997 holte Bill Clintons Außenministerin Madeleine Albright die damals erst 32-jährige Rice als Staatssekretärin für Afrika ins State Department. Seit 2009 ist Rice Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen in New York.

Dass sich Rice in der öffentlichen Diskussion um ihre Beförderung ein Hintertürchen offenhalten muss, liegt an einer Affäre, die dieser Tage in Washington ausgeräumt werden soll. Hinter verschlossenen Türen wird geklärt, warum Rice auf die Anschläge auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi am 11. September mit verwirrenden Äußerungen reagierte.

Furcht vor Filibuster

In mehreren TV-Auftritten hatte sie zunächst betont, eine friedliche Demonstration sei in Gewalt umgeschlagen und habe zum Tod von Botschafter Christopher Stevens geführt. Kurz darauf stellte sich heraus, dass es sich um einen gezielten Terroranschlag auf das Konsulat gehandelt hatte. Die Republikaner argwöhnen, Rice habe die Angelegenheit absichtlich verharmlost, um Obama im Wahlkampf zu schützen. Die Regierung hält dagegen: Rice sei zum Zeitpunkt nicht besser informiert gewesen, der Fehler liege beim Geheimdienst.

Dem frisch gewählten Präsidenten könnte die Affäre egal sein, müssten neue Minister nicht vom Senat abgenickt werden. Dort haben Obamas Demokraten zwar eine Mehrheit, doch die Republikaner könnten die Abstimmung durch Dauerreden, den sogenannten Filibuster, verzögern oder verhindern.

Viele Beobachter waren deshalb zunächst davon ausgegangen, dass Obama eher John Kerry zum neuen Außenminister machen würde. Doch der 68 Jahre alte ehemalige Präsidentschaftskandidat (er unterlag 2004 dem Amtsinhaber George W. Bush) scheint inzwischen für einen anderen Posten vorgesehen zu sein: Kerry wird in mehreren US-Medien als neuer Verteidigungsminister gehandelt. Er würde Leon Panetta nachfolgen, auf den in Kalifornien eine Walnuss-Farm wartet - eine reizvollere Umgebung als das Pentagon in Washington.

Für Kerry wäre Panettas Posten eine Herausforderung, die zu seinem Profil passt. Der amtierende Senator aus Massachusetts gilt in den USA als Kriegsheld, für seinen Einsatz als Kommandant eines Patrouillenboots in Vietnam wurde er mehrfach ausgezeichnet. In Regierungskreisen werde außerdem sein diplomatisches Gespür und seine Kompetenz in Budgetfragen gerühmt, schreibt die Washington Post. Damit decke Kerry Problemfelder ab, die das Verteidigungsminsterium in Zeiten heikler Anti-Terror-Einsätze und schrumpfender Militäretats künftig stärker beschäftigen würden.

Weil sich weder das Weiße Haus, noch Kerry oder Rice klar zu den Umbauten im Kabinett geäußert haben, drehen die amerikanischen Medien das Personalkarussell munter weiter. Schließlich ist nach der seifenoperesken Affäre des CIA-Chefs David Petraeus mit seiner Biografin Paula Broadwell noch ein weiterer vakanter Posten hinzugekommen. Für ihn soll John O. Brennan in Frage kommen, der Obama bislang in Sachen Terrorabwehr berät.

"Das ist haltloser Quatsch"

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Die New York Times will außerdem erfahren haben, dass der Präsident eine kreative Lösung für die Neubesetzung des Außenministerpostens erwogen hat: Um Überparteilichkeit zu demonstrieren, könne auch ein früherer oder gar aktiver Republikaner das Amt von Hillary Clinton übernehmen. Explizit genannt werden die Namen Chuck Hagel, ehemals Senator aus Nebraska und derzeit einer der Sicherheitsberater Obamas, sowie Jon M. Huntsman, Jr., einst US-Botschafter in Peking.

Huntsman hatte Mitt Romney als Präsidentschaftskandidat 2012 herausgefordert. Im republikanischen Vorwahlkampf büßte er jedoch Befürworter ein, als er während einer TV-Debatte chinesisch sprach - was manch einem Anhänger der erzkonservativen Tea Party verdächtig erschien.

Angesichts der wachsenden Rivalität zwischen China und den USA wären Mandarin-Kenntnisse für einen Außenminister allerdings nicht hinderlich. Im Vergleich zu vielen anderen Personalkarussellfahrern äußerte sich Huntsman zu den Gerüchten um seine Person jedoch relativ eindeutig: "Das ist haltloser Flur-Tratsch."

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