Süddeutsche Zeitung

Südsudan:Rebellen töten Hunderte Zivilisten in Öl-Stadt Bentiu

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Die Vereinten Nationen sprechen von einem Massaker: Aufständische im Südsudan sollen nach Einnahme der Öl-Stadt Bentiu Hunderte Menschen gezielt getötet haben - wegen ihrer ethnischen Herkunft.

Aufständische im Südsudan haben den Vereinten Nationen zufolge nach der Einnahme der Stadt Bentiu "hunderte" Menschen getötet. Die Kämpfer seien angestachelt worden, Zivilisten aus einem anderen Stamm zu töten, die sich in einer Moschee, einer Kirche, einer verlassenen UN-Einrichtung und einem Krankenhaus befunden hätten, teilte die UN-Friedensmission im Südsudan (UNMISS). Allein in der Moschee seien 200 Zivilisten getötet und über 400 weitere verletzt worden.

"UNMISS verurteilt die gezielten Tötungen von Zivilisten aufgrund ihrer ethnischen Herkunft und Nationalität in Bentiu", heißt es in der Mitteilung. Einige Vertreter der Rebellen hätten im Radio in Hassreden gefordert, dass bestimmte Gruppen nicht in Bentiu bleiben sollten und die Männer zu Vergewaltigungen von Frauen einer anderen Ethnie aufgerufen.

Am 15. und 16. April hatten die Rebelleneinheiten die Hauptstadt des ölreichen Bundesstaates Unity eingenommen. Daraufhin hätten sie den Vereinten Nationen zufolge gezielt Orte aufgesucht, an denen Hunderte von Südsudanesen sowie ausländische Zivilisten Zuflucht gesucht hatten. "Diese Gräueltaten müssen vollständig aufgeklärt und die Täter und ihre Kommandeure zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Raisedon Zenenga, UN-Sonderbeauftragter für den Südsudan, der Mitteilung zufolge.

Im Südsudan war Mitte Dezember vergangenen Jahres ein länger schwelender Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und dem früheren Vizepräsidenten Riek Machar eskaliert. Die beiden Politiker gehören unterschiedlichen Ethnien an, deren Verhältnis untereinander seit Jahren gespannt ist.

Südsudan ist seit dem 9. Juli 2011 von Sudan unabhängig. Es regiert die aus der ehemaligen Guerillabewegung SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee) hervorgegangene SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) unter Präsident Salva Kiir.

Rebellen rücken in Südsudans Ölgebieten vor

Der Bundesstaat Unity ist die Heimat von Präsident Kiir. Dort kommt es derzeit immer wieder zu schweren Kämpfen zwischen Regierungssoldaten und Rebellen. Die Aufständischen erklärten am Montag, sie hätten die strategisch wichtige Stadt Mayom. Dabei seien viele Soldaten getötet worden. "Unsere Truppen haben die Streitkräfte von Präsident Salva Kiir heute Morgen geschlagen und Mayom und die Umgebung der Stadt ganz unter ihre Kontrolle gebracht", zitierte die Zeitung Sudan Tribune Machars Sprecher James Gatdet Dak. "Dies ist eine strategische Region, die direkt an der Grenze zum Bundesstaat Warrap liegt", fügte er hinzu.

Armeesprecher Philip Aguer dementierte die Angaben. "Unsere Soldaten haben die volle Kontrolle über den Bezirk Mayom", sagte er. Medien zufolge wäre es ein schwerer Schlag für die Regierung, falls die Rebellen nun in die Region Warrap einmarschieren sollten.

Seit Beginn des bewaffneten Konflikts in dem Staat wurden Tausende Menschen getötet. Immer wieder gibt es Berichte von gezielten ethnischen Massentötungen und Vergewaltigungen, Menschen würden aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit verfolgt. Etwa 900 000 Zivilisten sind auf der Flucht. Erst vor wenigen Tagen warnte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, dass eine Million Menschen vom Hungertod bedroht seien.

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