Der Südsudan steuert auf einen neuen Bürgerkrieg zu: Anhänger von Präsident Salva Kiir und dessen Stellvertreter Riek Machar lieferten sich in der Hauptstadt Juba am Montag erneut heftige Gefechte. Die Kämpfe zwischen den präsidententreuen Soldaten und den Ex-Rebellen um Machar hatten am Freitagabend begonnen; Auslöser war eine tödliche Auseinandersetzung an einem Kontrollposten am Tag zuvor gewesen. Am Freitagabend lieferten sich die verfeindeten Kämpfer Schusswechsel am Präsidentenpalast, als dort Kiir und der frühere Rebellenführer Machar zu einer Pressekonferenz zusammenkamen. Die Gewalt griff dann auf andere Viertel der Hauptstadt über.
Örtliche Medien berichteten, allein am Freitag seien mindestens 270 Menschen getötet worden. Wie viele Tote seitdem hinzukamen, war zunächst nicht bekannt. Am Samstag, dem fünften Jahrestag der Unabhängigkeit des Südsudan, hatten die Waffen geschwiegen, doch am Sonntag gab es erneut schwere Gefechte. Nach einer nächtlichen Pause waren am Montagmorgen in verschiedenen Stadtvierteln von Juba wieder Gefechtslärm und Explosionen zu hören. Augenzeugen sprachen von "sehr, sehr schweren Kämpfen". Auch Kampfhubschrauber und Panzer waren im Einsatz. In der ganzen Stadt verschanzten sich Bewohner in ihren Häusern. Andere flohen in ein UN-Camp, in dem bereits 28 000 Vertriebene untergebracht sind, oder in Kirchen. Offenbar hat es auch in anderen Städten des Landes Kämpfe gegeben.
Der Südsudan hatte sich am 9. Juli 2011 nach mehr als 20 Jahren Bürgerkrieg vom Sudan gelöst. Doch ein erbitterter Machtkampf zwischen Kiir und seinem Vize Machar mündete im Dezember 2013 in einen Bürgerkrieg, in dessen Verlauf Zehntausende Menschen getötet und fast drei Millionen vertrieben wurden. Auf Grundlage des Friedensabkommens vom August 2015 stehen die einstigen Rivalen seit dem Frühjahr wieder gemeinsam an der Spitze des jungen Staates.
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte in einer Erklärung vom Sonntag die neuerlichen Kämpfe "auf das Schärfste" und mahnte zur Einhaltung des Friedensabkommens. Er forderte die "Länder in der Region" sowie die Afrikanische Union auf, sich für ein Ende der Krise einzusetzen. Am Montagnachmittag wollten die Außenminister der Region in Nairobi über den Konflikt beraten.