Seoul:Südkoreas Opposition schlägt Trump für Nobelpreis vor

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Auf Drängen des damaligen Präsidenten Moon Jae-in (DP) traf sich Trump 2018 und 2019 dreimal mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un (links). (Foto: White House, via www.imago-images.de/imago images/ZUMA Wire)

Die DP ist offenbar um ein gutes Verhältnis zum US-Präsidenten bemüht, der sich selbst durchaus als Friedensstifter sieht. Seine Aussichten dürften jedoch eher gering sein.

Kuscheln ist gerade sehr angesagt in der internationalen Politik, eine Gesprächsführung unter Staatsleuten also, die dem Gegenüber das Gefühl gibt, großartig zu sein. Grund ist die Rückkehr Donald Trumps als US-Präsident. Regierungschefs, die auf gute Beziehungen mit Amerika angewiesen sind, finden sich damit ab, dass Trump kein Talent für komplexe Diskussionen hat. Sie sagen deshalb weitestgehend, was er hören will, um ihre Länder vor dessen unberechenbarer Amerika-first-Politik zu schützen.

Japans Premierminister Shigeru Ishiba zum Beispiel geht in sein Treffen mit Trump an diesem Freitag in Washington laut der Zeitung Asahi mit einer klaren Strategie: einfache Argumente, Vorzüge der Partnerschaft herausheben, Streitthemen möglichst weglassen. Und eine andere Idee, wie man Trump gefallen kann, kommt aus Südkorea: Ein Abgeordneter der dortigen Demokratischen Partei (DP) hat Donald Trump für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

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Trumps Aussichten auf die hohe Ehre sind eher gering. Sein jüngster Einfall, den Gazastreifen in ein amerikanisches Neubaugebiet zu verwandeln, haben sie nicht verbessert. Handelskriege drohen infolge seiner Zollpolitik. Der Feldzug der Trump-Regierung gegen Gleichstellung und Migration spaltet die Gesellschaft. Es passt auch nicht ins Bild, dass Südkoreas liberale DP den rechten Trump an der Spitze der Friedensbewegung sieht. Als Oppositionspartei mit Mehrheit im Parlament bekämpft sie schließlich gerade den Trump-ähnlichen Präsidenten Yoon Suk-yeol, der sie am 30. Dezember per Kriegsrechtserklärung aushebeln wollte und dem deshalb Amtsenthebung sowie lebenslange Haft drohen.

Aber DP-Chef Lee Jae-myung will eben Yoons Nachfolger werden. Als Präsident hätte er mit Trump zu tun – da kann es helfen, den Kuschelkurs früh eingeschlagen zu haben. Die DP bestätigte jedenfalls, dass der Parlamentarier Park Sun-won die Trump-Nominierung am 30. Januar beim Norwegischen Nobelkomitee eingereicht habe. Lee sei informiert gewesen. Offizieller Grund: Trumps Verdienst um den Dialog zwischen Süd- und Nordkorea. Auf Drängen des damaligen Präsidenten Moon Jae-in (DP) traf sich Trump 2018 und 2019 drei Mal mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un – nach einer Phase, in der Kim und Trump sich offen gedroht hatten.

Trump findet, er habe den Preis verdient

DP-Parteifreunde kritisieren, der Vorstoß passe nicht zu Trumps ausgrenzender Art. Auch die konservative PPP ist sauer – gleichzeitig wirkt sie etwas verwirrt. Sie ist doch eigentlich die Vertretung der proamerikanischen Hardliner und Trump-Fans. Laut Korea Times wirft sie der DP „eine 180-Grad-Wende“ in ihrer Haltung zu den USA und eine „beschämende Schmeichelei“ vor.

Alle Politikerinnen und Politiker, die in einem nationalen Parlament sitzen, können einen Vorschlag für den Friedensnobelpreis machen. 2024 erreichten das Nobelkomitee 286 Nominierungen. Die Namen nennt das Komitee nicht. Dass Trump schon mehrmals von rechten Politik-Menschen vorgeschlagen wurde, weiß man, weil die Nominierenden es bekannt machten. Trump selbst sagte am Mittwoch, dass er den Preis verdient habe, aber: „Sie werden ihn mir nie geben.“ Das Nobelkomitee hat es einfach nicht nötig zu kuscheln.

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