Südkoreas suspendierter Präsident Yoon Suk-yeol ist in der Hauptstadt Seoul festgenommen worden. Polizisten und Ermittler der Anti-Korruptionsbehörde (CIO) führten Yoon am Mittwochmorgen in seinem Wohnsitz ab, um ihn zur Staatsanwaltschaft zu bringen, wie Südkoreas amtliche Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Yoon hatte Anfang Dezember kurzzeitig das Kriegsrecht verhängt.
Yoon selbst bezeichnete die Ermittlungen gegen ihn als illegal. Er habe sich dennoch entschieden, einer Befragung durch die Anti-Korruptionsbehörde zuzustimmen, um gewalttätige Auseinandersetzungen zu vermeiden, sagte er in einer Videobotschaft, die wahrscheinlich kurz vor der Festnahme in seinem Wohnsitz aufgezeichnet worden war. Zudem behauptete der 64-Jährige, der Rechtsstaat in Südkorea sei zusammengebrochen.
Massives Aufgebot an Polizisten und Beamten
Polizisten und Mitarbeiter der Anti-Korruptionsbehörde hatten zuvor laut Yonhap mit einem massiven Aufgebot versucht, sich Zugang zu dessen Residenz zu verschaffen. Yoon hatte sich dort über Wochen hinweg verbarrikadiert. Zahlreiche Unterstützer Yoons versammelten sich vor dem Haus in Seoul. Davor waren bereits mehrere Festnahmeversuche gescheitert.
Das Verfassungsgericht hatte zuvor den ersten Anhörungstermin im Amtsenthebungsverfahren gegen Yoon vertagt, weil er nicht anwesend war. Der 64-Jährige ließ über seinen Anwalt ausrichten, dass er wegen Sicherheitsbedenken nicht erschienen sei.

Nachdem Yoon am 3. Dezember im Zuge eines Haushaltsstreits mit der Opposition kurzzeitig das Kriegsrecht ausgerufen hatte, stimmte das Parlament für seine Amtsenthebung. In den kommenden Wochen prüft das Verfassungsgericht nun diese Entscheidung. Die Anti-Korruptionsbehörde ermittelt zusätzlich zum derzeit laufenden Amtsenthebungsverfahren wegen Machtmissbrauchs und Aufruhrs gegen den ehemaligen Staatsanwalt. Berichten zufolge wird Yoon in den kommenden Stunden von der CIO zu diesen Vorwürfen verhört.
Der nächste Verhandlungstermin ist für Donnerstag angesetzt. Sollte der suspendierte Präsident erneut nicht erscheinen, wird der Prozess auch ohne ihn fortgesetzt.