Südkorea:Moon: Wollen keinen Zusammenbruch Nordkoreas

South Korean President Moon Jae-in attends news conference in Berlin

Südkoreas Präsident Moon Jae-In in Berlin.

(Foto: REUTERS)
  • Südkoreas Präsident Moon Jae-in kritisiert vor dem G-20-Gipfel den jüngsten Raketentest in Nordkorea.
  • Zugleich wirbt er für Dialog und Frieden auf der koreanischen Halbinsel.
  • Sanktionen gegen Pjöngjang hält er trotzdem für nötig.

Von Jakob Schulz, Berlin

Nicht eingeladen, nicht dabei und trotzdem präsent: Zuweilen bestimmen auch Menschen das Gesprächsthema einer Veranstaltung, die selbst gar nicht anwesend sind. In Hamburg treffen sich von Freitag an die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sowie Vertreter der EU zum G-20-Gipfel. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ist nicht vor Ort. Doch mit einem neuerlichen Raketentest am Dienstag hat sich der junge Potentat quasi auf die Tagesordnung von Trump, Merkel und Co. geschossen.

Südkoreas frischgewähltem Präsidenten Moon Jae-in passen diese Provokationen nicht so recht ins Konzept. Der Menschenrechtsanwalt ist erst seit wenigen Monaten im Amt, setzt sich aber bereits seit Jahrzehnten für Dialog, Abrüstung und Frieden zwischen Nord- und Südkorea ein. Das betonte Moon auch kurz vor Beginn des G-20-Gipfels. "Wir wünschen uns keinen Zusammenbruch des Nordens", sagte er am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Körber-Stiftung in Berlin. Seine Regierung strebe Frieden auf der koreanischen Halbinsel an und eine Situation, in der beide Länder gemeinsam gedeihen können. Er sicherte Nordkorea zu, dass es keine Wiedervereinigung durch Absorption geben werde.

Moon: Nordkoreanisches Atomprogramm bedroht den Frieden auf der ganzen Welt

Die gelassen und nüchtern vorgetragene Friedensvision des südkoreanischen Präsidenten steht im krassen Gegensatz zu den Entwicklungen der vergangenen Tage. Am Dienstag hatte Nordkorea mitgeteilt, erfolgreich eine Langstreckenrakete getestet zu haben. Eine solche Waffe könnte Hawaii oder Alaska und damit Territorium der USA erreichen. Mit dem Test verletzte Nordkorea erneut UN-Resolutionen. Die Antworten aus den USA und Südkorea waren scharf: Zurückhaltung sei das einzige, was die USA daran hindere, einen Krieg gegen Nordkorea zu führen, sagte der Kommandant der US-Truppen in Südkorea, General Vincent Brooks. Südkorea hielt ein eintägiges Seemanöver ab. Die USA teilten zudem mit, Sanktionen gegen Wirtschaftspartner Nordkoreas zu erwägen - ein Hieb in Richtung China, einen der letzten Unterstützer des nordkoreanischen Regimes.

Moon Jae-in geißelte den Raketentest in seiner Rede in Berlin als irrational. Das nordkoreanische Atomprogramm bezeichnete er als Problem, das nicht nur die koreanische Halbinsel, sondern den Frieden auf der ganzen Welt bedrohe. Die Provokationen aus Pjöngjang ließen die Geduld der anderen Staaten an Grenzen kommen. Nordkorea stehe ganz kurz vor einer roten Linie - bald bliebe der internationalen Gemeinschaft nur noch weitere Sanktionen, so Moon.

Der "Bruder" Nordkorea müsse die De-Nuklearisierung einleiten, erst dann sei Frieden und langfristig eine Wiedervereinigung der beiden Länder denkbar. Zugleich schlug Moon verschiedene Schritte vor, um den Dialog zwischen beiden Staaten wieder in Gang zu bringen. Er stellte eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Norden in Aussicht und schlug vor, kurzfristig humanitäre Fragen anzugehen. So könnte es zum Beispiel mehr Menschen ermöglicht werden, Familienmitglieder im jeweils anderen Land zu kontaktieren oder die Gräber verstorbener Angehöriger zu besuchen. Moon schlug zudem vor, dass Nordkorea an der Winterolympiade 2018 in Südkorea teilnehmen könnte. Das Internationale Olympische Komitee habe, so Moon, bereits seine Unterstützung für die Idee zugesagt. Südkoreas Präsident sagte außerdem, er sei bereit, Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un zu treffen.

Moon wünscht sich einen gemeinsam bekundeten Willen angesichts des Verhaltens Nordkoreas

Am Mittwoch und Donnerstag hatte Moon in Berlin Kanzlerin Angela Merkel sowie Chinas Präsident Xi Jinping zu bilateralen Gesprächen getroffen. Beide hätten seine Ansicht geteilt, dass mehr Druck auf Nordkorea nötig sei. Xi habe zugesagt, dass China sowohl im UN-Sicherheitsrat als auch bilateral verstärkt auf Nordkorea einwirken wolle, sagte Moon.

Von Freitag an werden sich in Hamburg dann alle zum G-20-Gipfel eingeladenen Staats- und Regierungschefs auch mit der Causa Nordkorea beschäftigen. Moon wünschte sich von den Gipfelteilnehmern einen gemeinsam bekundeten Willen angesichts des Verhaltens Nordkoreas. Den könnte Moon bekommen. Auch US-Präsident Trump kritisierte nach seiner Ankunft in Europa das "sehr, sehr schlechte Benehmen" Nordkoreas und forderte ein einheitliches internationales Vorgehen.

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