Südkorea:"Bereit für das nächste Kapitel"

US-Außenminister Pompeo wirbt in Seoul für enge Zusammenarbeit, um die Denuklearisierung Nordkoreas voranzutreiben. Präsident Moon will Suspendierung gemeinsamer Manöver prüfen.

Von Christoph Neidhart, Tokio

US-Außenminister Mike Pompeo weilte am Donnerstag in Seoul, wo er mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in über den vorangegangenen Gipfel von Präsident Donald Trump mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un sprach. Zuvor hatte Pompeo in einem Dreiertreffen der südkoreanischen Außenministerin Kang Kyung-wha und ihrem japanischen Amtskollegen Taro Kono versichert, Kim habe sich zur kompletten Denuklearisierung verpflichtet. "Aber das ist ein Prozess, und kein leichter", so Pompeo. Deshalb sei es wichtig, dass die drei Verbündeten weiter eng zusammenarbeiteten. Von Seoul flog Pompeo nach Peking, wo er dem chinesischen Außenminister Wang Yi Bericht über den Gipfel erstattete.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kang und Kono wiederholte Pompeo die Vision eines starken, wohlhabenden, in die Staatengemeinschaft eingebundenen, sicheren Nordkorea. Kim habe diese Vision in Singapur mit Trump geteilt. Er warte nun ungeduldig auf Nordkoreas nächste Schritte, so Pompeo. "Die USA sind bereit für das nächste Kapitel."

Moon dankte Trump für den "historischen Gipfel". Er wisse, dass es über dessen Ausgang verschiedene Ansichten gebe. Das wichtigste sei jedoch, dass damit eine akute Kriegsgefahr abgewendet wurde. "In diesem Sinne war es ein wahrlich historisches Ereignis, dass uns von einer Ära der Feindschaft in eine des Dialogs, Friedens und Wohlstands führt."

Mit seiner Ankündigung, Manöver abzusagen, hatte Trump in Seoul viele überrascht

Auf seiner Pressekonferenz in Singapur hatte Trump angekündigt, er könnte die gemeinsamen Manöver der USA mit Südkorea absagen. Sie seien "teuer und eine Provokation". Damit überraschte er alle, auch die US-Truppen in Südkorea. Bisher wies Washington diese alte Forderung Pjöngjangs stets zurück, die Übungen seien rein defensiv. Trump mache Kim ohne Gegenleistung Geschenke, empörten sich viele US-Experten. In Südkorea dagegen fand Trump damit Gehör. Manche Linke in Moons Liberaler Partei haben bereits im vergangenen Jahrzehnt den Abzug der US-Truppen gefordert. Vor seinem Sicherheitsrat sagte Moon: "Wenn Nordkorea Maßnahmen zur Denuklearisierung trifft und der ernsthafte Dialog zwischen Südkorea und dem Norden und zwischen dem Norden und den USA weitergeht", dann müsse der "militärische Druck zugunsten der Vertrauensbildung flexibel gehandhabt werden". Seoul werde "eine Suspendierung der militärischen Übungen sorgfältig prüfen". Die nächsten Manöver sind für August geplant. Erste konkrete Schritte Nordkoreas zur Denuklearisierung seien hingegen bereits in zwei bis drei Wochen zu erwarten, glaubt Lee Jong-seok, ein früherer Vereinigungsminister Südkoreas.

Auch Nordkoreas Staatsmedien bliesen in dieses Horn und schrieben: Trump teile Kims Ansicht, die atomare Abrüstung sei simultan Schritt für Schritt zu vollziehen.

Während Pompeo in Seoul weilte, verhandelten Generäle der beiden Koreas im Waffenstillstandsdorf Panmunjom über Maßnahmen zur militärischen Entspannung. Sie wollen eine Hotline zwischen den Generalstäben sowie Kommunikationslinien zwischen Einheiten der Grenztruppen einrichten und sich künftig regelmäßig treffen.

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