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Schiitische Huthi-Rebellen nehmen den wichtigsten Militärstützpunkt des Landes ein und bringen die Regierung in Bedrängnis. Die konfessionellen Kämpfe könnten einen Flächenbrand in der Region auslösen.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

In Jemen haben die schiitischen Huthi-Rebellen am Mittwoch den wichtigsten Militärstützpunkt des Landes eingenommen, der nur40 Kilometer von der Hafenstadt Aden entfernt liegt. Damit gerät der international anerkannte Präsident Abd Rabbo Masur Hadi in größte Bedrängnis. Zusammen mit Einheiten der Streitkräfte, die zum 2012 gestürzten Ex-Präsidenten Ali Abdullah Saleh stehen, rückten die von Iran unterstützten Huthis mit schweren Waffen auf die zweitgrößte Stadt des Landes vor. Hadi war Ende Februar dorthin geflohen, nachdem er aus seiner von den Rebellen belagerten Residenz in Sanaa entkommen war. Er rief Aden daraufhin zur provisorischen Hauptstadt aus.

In der Stadt Huta in einer Nachbarprovinz von Aden lieferten sich die Huthis schwere Gefechte mit Regierungstruppen. Nach eigenen Angaben nahmen sie dabei Verteidigungsminister Mahmud al-Subaihi gefangen. Augenzeugen berichteten zudem aus Aden, dass erneut Kampfflugzeuge den Amtssitz des Präsidenten attackiert hätten. Unter wessen Kommando diese stehen, war nicht klar. Allerdings machen vielen Seiten Ex-Präsident Saleh dafür verantwortlich. Berichte, wonach Hadi die Stadt verlassen habe, um sich ins Ausland abzusetzen, wurden aus seiner Umgebung bestritten. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums sagte am Mittwoch jedoch, der Präsident habe Aden verlassen. Wo er sei, könne sie nicht sagen. Auf ihrem Weg nach Aden hatten die Huthis schon Taizz erobert, die drittgrößte Stadt Jemens, wie Aden überwiegen von Sunniten bewohnt. Dort schlugen sie in den vergangenen Tagen Demonstrationen nieder und töteten mindestens fünf Menschen. Auch in der Hauptstadt Sanaa waren sie zuvor schon mit Gewalt gegen Proteste vorgegangen.

Nach dem Willen der Vereinten Nationen sollen die Konfliktparteien in Katar zu neuen Verhandlungen zusammenkommen. Entsprechende Pläne habe der UN-Sondergesandte Dschamal Benomar vorgestellt, sagten jemenitische Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Es ist allerdings fraglich, ob solche Gespräche angesichts der Eskalation in Jemen in den nächsten Tagen zustande kommen.

Saudi-Arabien, wichtigster Nachbar Jemens und Vormacht der sunnitischen Araber, hat die vom schiitischen Iran unterstützten Huthis ultimativ zu Gesprächen aufgefordert und mit einer Militärintervention gedroht. Hadi hatte vom UN-Sicherheitsrat ein Mandat dafür verlangt. Er hatte das Präsidentenamt 2012 im Zuge eines von den UN und den Golfstaaten vermittelten Friedensplans übernommen und Saleh nach 33 Jahren abgelöst. Im Streit um eine neue Verfassung und eine föderale Ordnung Jemens hatten die Huthi-Rebellen ihn dann im Februar zum Rücktritt genötig.

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