Süddeutsche Zeitung

Südamerika:Rechtspopulist Duque gewinnt Wahl in Kolumbien

  • Der rechtsgerichtete Politiker Iván Duque wird neuer Präsident von Kolumbien.
  • Die Wahl könnte große Auswirkungen auf den Friedensprozess mit der Farc-Guerilla haben.
  • Aus Sicht von Duque hat der jetzige Präsident Santos der Guerilla zu große Zugeständnisse gemacht.

Der rechtsgerichtete Kandidat Iván Duque hat die Stichwahl um das kolumbianische Präsidentenamt gewonnen. Er erhielt eine Zustimmung von rund 54,1 Prozent, wie die kolumbianische Wahlbehörde nach Auszählung von rund 97 Prozent der Stimmen mitteilte. Sein Konkurrent Gustavo Petro von der linken Bewegung Colombia Humana kam auf 41,7 Prozent.

Bei der Abstimmung ging es auch um die Zukunft des historischen Friedensabkommens mit der linken Guerillabewegung Farc. Duque will das Abkommen in wichtigen Punkten ändern und könnte die Ex-Rebellen damit zurück in den Untergrund treiben. Die laufenden Friedensgespräche mit den noch nicht entwaffneten ELN-Rebellen lehnt er ab.

Der international bejubelte Friedensprozess ist in dem südamerikanischen Land äußerst umstritten. Nach Einschätzung der Rechten hat die Regierung unter Amtsinhaber Juan Manuel Santos den Rebellen zu viele Zugeständnisse gemacht. Beispielsweise müssen sie nur relativ milde Strafen fürchten und erhalten zehn garantierte Sitze im Parlament.

Santos, der für das Ende 2016 geschlossene Abkommen mit den Farc-Kämpfern den Friedensnobelpreis erhielt, scheidet am 7. August aus dem Amt. Er hatte zum Ende des Wahlkampfes an die Wähler appelliert, die "enorme Bedeutung" der Wahlen für Kolumbien zu bedenken und dazu aufgerufen, den Friedensprozess fortzuführen.

Die Farc tritt inzwischen als politische Partei auf

Seit 1964 wurden in Kolumbien bei Kämpfen zwischen der Armee, linksgerichteten Guerillagruppen wie Farc und ELN sowie rechten Paramilitärs mehr als 260 000 Menschen getötet. Etwa sieben Millionen Menschen flohen vor der Gewalt, mehr als 60 000 weitere werden vermisst. Die Farc tritt inzwischen als politische Partei auf.

Duque sprach sich nach seinem Sieg in der ersten Wahlrunde erneut für eine Überarbeitung des Friedensvertrags mit der Farc aus. Er wolle "ein Kolumbien, wo der Frieden mit der Gerechtigkeit einhergeht". Duque, zu dessen Wahlbündnis evangelikale Politiker gehören, ist Anwalt und Ökonom und hatte sich im Wahlkampf auch für den Schutz privater Unternehmen und Steuererleichterungen stark gemacht.

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