Südafrikas Präsident Jacob Zuma:Pikantes Portrait

"Menschliche Würde, besonders schwarze Würde müssen in diesem Land respektiert werden." Ein Künstler malt in Südafrika ein Bild von Präsident Jacob Zuma - mit aus der Hose hängendem Genital. Der Streit darüber reißt in der Bevölkerung alte Wunden auf.

Arne Perras

Was darf Kunst? Darüber wird häufig und vielerorts gestritten - doch selten so heftig wie jetzt in Südafrika. Es geht um ein provokantes Gemälde des Künstlers Brett Murray, und um den Präsidenten Jacob Zuma, der darum kämpft, dass er nicht ständig von alten Skandalen eingeholt wird, die seinem Ruf immer noch schaden.

Südafrikas Präsident Jacob Zuma: Das Bild mit dem Titel "The Spear" zeigt Südafrikas präsidenten Jacob Zuma.

Das Bild mit dem Titel "The Spear" zeigt Südafrikas präsidenten Jacob Zuma.

(Foto: AFP)

Das Bild mit dem Titel "The Spear" ist ein 1,85 Meter hohes Acryl-Gemälde in rot, gelb und schwarz. Es zeigt Präsident Zuma - mit aus der Hose hängenden Genitalien. Ausgestellt hat es die Goodman Gallery in Johannesburg, und das Werk ist bereits für 14.000 US-Dollar verkauft. Dass nun ganz Südafrika von dem Bild weiß, liegt daran, dass am Dienstag zwei Männer in die Galerie stürmten und das Kunstwerk aus Protest mit Ölfarbe zuschmierten. Das Bild lasse keinerlei Respekt für Zuma erkennen, rechtfertigte ein Bilderstürmer die Tat.

Schon vor dieser Attacke hatten Zuma, seine Familie und der regierende African National Congress (ANC) ein Gericht angerufen, um zu erreichen, dass das Gemälde aus der Galerie entfernt wird. Ihre Anwälte argumentieren, das Gemälde verletze die Würde Zumas, was schwerer wiege als das Recht eines Künstlers, sich frei auszudrücken. Auch die Zeitung City Press soll nach dem Willen des ANC die Aufnahmen vom unbeschädigten Gemälde von ihrer Website nehmen.

Südafrikas Verfassung schützt jedoch sowohl die Würde des Menschen als auch die freie Meinungsäußerung. Deshalb ist dies kein leicht zu lösender Fall, und ganz Südafrika wartete gespannt darauf, wie die Richter entscheiden würden. Das Verfahren begann am Donnerstagmorgen und wurde am Nachmittag zunächst unterbrochen. Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich lautstarke Zuma-Anhänger und forderten "Würde für den Präsidenten".

Weil der ANC als Regierungspartei die Position Zumas mit vertritt, bekommt der Streit nun noch mehr politisches Gewicht. Und er könnte sich noch zusätzlich aufladen, weil Südafrika die Spannungen zwischen Weißen und Schwarzen noch nicht überwunden hat. Der Künstler ist in diesem Falle weiß, der Präsident schwarz, manche werden daraus also in einer Art Automatismus eine rassistische Attacke auf Zuma ableiten, viele Südafrikaner sind es gewohnt, aufkeimende Konflikte durch eine schwarz-weiße Brille zu betrachten. Dieser Reflex gehört zum Erbe des Apartheid-Regimes, das die junge demokratische Nation erst allmählich verarbeitet.

Zuma reagiert auffällig dünnhäutig

Doch die Kontroverse um das Bild ist vielschichtig, auf der Website der City Press kommt viel Pro und Contra zu Wort. Die Chefredakteurin der Zeitung, Ferial Haffajee, macht sich allerdings Sorgen, weil die kommunistische Partei Südafrikas dazu aufgerufen hat, City Press zu boykottieren. Der Generalsekretär der Partei, Blade Nzimande, sagte: "Menschliche Würde, besonders schwarze Würde müssen in diesem Land respektiert werden."

Das südafrikanische Freedom of Expression Institute stellte sich auf die Seite des Künstlers: "Wir wollen nicht zurück in eine Situation, in der Kunst zensiert wird, weil sie die Regierungspartei beleidigt." Die Südafrikaner sollten "ihre Künstler feiern und nicht kontrollieren wie während der Apartheid".

Zuma ist seit langem auffällig dünnhäutig, wenn er sich durch öffentliche Äußerungen oder Darstellungen angegriffen fühlt. Mindestens elf Mal zog er vor Gericht, manche Fälle wurden fallen gelassen, andere aber sind noch nicht entschieden, unter anderem der Streit um einen Cartoon des bekannten Karikaturisten Shapiro. Er zeigt Zuma, der gerade versucht, eine Frau zu vergewaltigen, die Justitia verkörpert. Die Zeichnung spielt auf die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Zuma an, von denen er in einem stark politisierten Prozess 2006 schließlich freigesprochen wurde.

Im Laufe des Verfahrens hatte Zuma gesagt, er habe sich nach dem Geschlechtsverkehr mit einer HIV-positiven Frau lange geduscht, um einer Ansteckung mit Aids zu entgehen. An Äußerungen wie diesen entzündeten sich damals große Zweifel, ob der Mann tatsächlich zum Präsidenten tauge, doch Zuma hat alle Skandale überstanden. Auch massive Korruptionsvorwürfe konnten ihm bisher nicht viel anhaben.

Das Gemälde "The Spear" wurde im Übrigen durch die Angreifer nicht dauerhaft zerstört. Offenbar kann die Farbe, welche die Männer auf das Bild schmierten, wieder entfernt werden, so ein Kunst-Experte am Kap.

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