EU-Skandal:Spur nach Südafrika

EU-Skandal: Was hat der Geschäftsmann Iqbal Survé mit dem EU-Korruptionsskandal zu tun?

Was hat der Geschäftsmann Iqbal Survé mit dem EU-Korruptionsskandal zu tun?

(Foto: Li Xin/imago/Xinhua)

Auch ein dubioser Zeitungsbaron hat Geld an jene Stiftung gezahlt, die im Zentrum des EU-Korruptionsskandals steht. War er aber möglicherweise nur ein Mittelsmann?

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Aus Sicht von Iqbal Survé ist Iqbal Survé weltberühmt und ein großer Mann. Er war schließlich der Leibarzt von Nelson Mandela. Dafür gibt es zwar wenig bis keine Belege, aber Survé hat sich durch diese Art Geschichten hochgemogelt, wenn man so will, zu einem der wahrscheinlich reichsten Südafrikaner, und einem der umstrittensten. Als es nach dem Ende der Apartheid darum ging, den Reichtum des Landes umzuverteilen, gab der Staat großzügige Investmenthilfen für nicht-weiße Unternehmer oder solche, die es werden wollten. Survé wollte, wurde so Unternehmer und schließlich Eigentümer von Südafrikas größer Zeitungskette, die er in den kommenden Jahren herunterwirtschaftete, aber auch weltberühmt machte, mit einer Titelstory über eine Frau, die Zehnlinge erwarten sollte. Von BBC bis CNN berichteten alle, auch darüber, dass sich letztlich alles als eine Fälschung erwies.

Jetzt ist Survé wieder in den Schlagzeilen und vielleicht noch mal etwas berühmter, aber anders, als er sich es vorstellte. Diesmal spielt sich das Geschehen im Herzen Europas ab, in der EU-Hauptstadt Brüssel. Survé ist zumindest indirekt auch Teil des Bestechungsskandals, der gerade die europäische Politik erschüttert. Im Zentrum steht die angebliche Menschenrechtsorganisation Fight Impunity, aus deren Kassen Politiker wie die Vizepräsidentin des EU-Parlaments Eva Kaili bezahlt worden sein sollen. Mit Geld, das angeblich aus Katar kam - im Gegenzug soll es freundliche Worte zur dortigen Menschenrechtslage gegeben haben.

Wie sich nun herausstellte, soll aber nicht nur Katar ein mutmaßlicher Einzahler in die Kassen der Stiftung sein, sondern auch eine Stiftung von Survé, die bisher fast unbekannte Sekunjalo Development Foundation. Sie hat, so bestätigt es Survé selbst, im Jahr 2020 4,5 Millionen Südafrikanische Rand an Fight Impunity gezahlt, das waren damals etwa 250 000 Euro, eine gewaltige Summe für die kleine Stiftung. Sekunjalo war damals der größte offizielle Einzelspender von Fight Impunity.

In Brüssel hat niemand nachgefragt, wer dieser Spender ist

Südafrika fragt sich nun, warum Survé so viel Geld an eine damals völlig obskure Stiftung weitab der Heimat zahlt? Nach seiner Version ein völlig normaler Vorgang. In einer Stellungnahme erklärt seine Stiftung, man sei auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos von Vertretern von Fight Impunity angesprochen worden, habe sich über deren Ziele informiert und dann das Geld überwiesen. Die Zahlung sei nur eines von vielen Projekten um den ganzen Erdball, von Asien bis in den Nahen Osten, die die Sekunjalo Development Foundation unterstütze, seit der Gründung habe sie etwa 100 Millionen Dollar verteilt. Es ist eine Summe, die für viele Südafrikaner so absurd klingt wie die Geschichte der Zehnlinge. Zudem ist Survé derzeit wohl auch eher klamm, es laufen zahlreiche Versuche verschiedener Investoren, ihr bei Survé angelegtes Geld zurückzubekommen, fast alle großen südafrikanischen Banken haben seine Konten gekündigt.

Umso erstaunlicher, dass in Brüssel niemand genauer nachgefragt hat, wer dieser Spender ist. Denn spätestens im Dezember 2020 war die Großspende bekannt, damals beriet die Ethikkommission der EU darüber, ob der ehemalige Kommissar Dimitris Avramopoulos nach seinem Ausscheiden eine bezahlte Anstellung bei Fight Impunity übernehmen könne, gegen eine Bezahlung von 60 000 Euro, die wiederum wohl größtenteils von Survé bezahlt wurden. Die Kommission hatte damals keine Bedenken.

In Südafrika glauben nun manche, dass das Geld gar nicht von Survé stammt, sondern im Auftrag von Katar weitergeleitet wurde, was Survé bestreitet. "Wir kennen noch keine Einzelheiten über die Verbindung zwischen Katar, Sekunjalo und den europäischen Amtsträgern. Es ist eine sehr detaillierte und völlig transparente Untersuchung erforderlich. Jeder Versuch, die Beweise zu vertuschen, wird der Glaubwürdigkeit aller Beteiligten schaden", sagt Gerald Steinberg, der Präsident von der Nichtregierungsorganisation NGO Monitor, der die Zahlung als Erste aufgefallen ist.

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