Südafrika:Ausreise genehmigt

Coronavirus - Südafrika Deltavariante Betavariante

Die Ausbreitung des Coronavirus stoppen - darum geht es auch weiterhin in Südafrika. Mit sämtlichen Mitteln stemmen sich die Menschen gegen die Pandemie. Die Delta- hat die Beta-Variante mittlerweile weitgehend verdrängt.

(Foto: Nardus Engelbrecht/dpa)

Nach mehr als einem halben Jahr wird Südafrika vom Virusvariantengebiet zurückgestuft zum Hochrisikogebiet. Vorangegangen waren monatelange Proteste von Betroffenen, die in ihrem Land festsaßen.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Drei Jahre lang hatte Altus Viljoen in München studiert, 2019 bekam er den Master in Management und auch gleich ein Jobangebot. Bevor er die Stelle antrat, flog er noch kurz zu seiner Familie nach Südafrika, dort sitzt er seitdem fest. "Ich möchte unbedingt zurück nach Deutschland, um mein Leben so fortzusetzen, wie es vor der Pandemie war", sagt der 28-jährige Südafrikaner. Aber Deutschland ließ ihn seit 13. Januar nicht zurück, nicht einmal, um seine persönlichen Sachen zu holen.

Am Freitag schließlich, nach vielen Monaten des Wartens, nach Hunderten Mails, Briefen und Petitionen, die Altus Viljoen und andere Betroffene verschickt hatten, stufte die Bundesregierung Südafrika vom Virusvariantengebiet zurück zum Hochrisikogebiet.

Die auch in Deutschland vorherrschende Delta-Variante habe die Beta-Variante dort mittlerweile weitgehend verdrängt, sagt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums zu Begründung. Mit der Herabstufung entfallen von Sonntag an etwa das Beförderungsverbot und harte Quarantäneauflagen. Heruntergestuft werden auch afrikanische Länder wie Namibia, Botswana, Malawi, Mosambik, Sambia und Simbabwe.

Als US-Präsident Joe Biden vor wenigen Tagen beschloss, die Einreisebeschränkungen für Europäer weitgehend beizubehalten, beschwerten sich viele über die ungerechte Behandlung. "Das ist leider eine enttäuschende Nachricht", sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Es ist eine Enttäuschung, die Altus Viljoen gut kennt, er ist einer von Hunderten, wenn nicht Tausenden Südafrikanern, deren Leben durch Corona nicht mehr so ist wie zuvor, weil Deutschland mit vielen Ländern das gleiche macht wie die USA mit Europa. Dicht.

Selbst in Spanien stecken sich mehr Menschen mit Beta an

Im Dezember hatten südafrikanische Forscher eine Mutante des Coronavirus festgestellt, die potenziell gefährlicher sein sollte als alles bisher bekannte. Daraufhin erklärte Deutschland das Land am Kap zum Virusvariantengebiet. Mittlerweile aber existiert die südafrikanische Beta-Variante selbst in Südafrika kaum noch, nur 4,2 Prozent der Neuinfektionen sind auf sie zurückzuführen. Selbst in Spanien infizieren sich mehr Menschen mit Beta, aktuell etwa 14 Prozent. Nur ist und war Spanien deshalb kein Virusvariantengebiet, Südafrika blieb es mehr als ein halbes Jahr.

Es ist ein Muster, das seit Beginn der Pandemie zu beobachten ist, kaum eine Weltregion weist so niedrige Fallzahlen auf und ist gleichzeitig von so drastischen Reisebeschränkungen betroffen. Die Einreiseverbote für Südafrikaner und andere Nationen reißen Familien auseinander, schaden der Tourismusbranche und Unternehmen.

Nun gibt es Hoffnung, dass in diesem Sommer doch noch einige Deutsche nach Südafrika reisen. Altus Viljoen kann nach München zurückkehren. "Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss nur noch für zehn Tage in Quarantäne, kann sie aber durch einen Test auf fünf Tage verkürzen", hieß es aus dem Gesundheitsministerium. Die Lust auf Deutschland ist Viljoen trotz allem noch nicht vergangen.

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