Proteste:Sudan kommt nach Sturz von al-Baschir nicht zur Ruhe

Oppositionsgruppen fordern eine zivile Übergangsregierung und verurteilen den Putsch. Trotz Ausgangssperre demonstrieren Tausende Menschen auf den Straßen. Bilder aus dem Sudan.

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Nach dem Putsch im Sudan haben Tausende Menschen am Freitag der Ausgangssperre der neuen Militärregierung getrotzt und weiter protestiert. Etliche Demonstranten verbrachten schon die Nacht auf dem Platz vor der Militärzentrale in der Hauptstadt Khartum, wo Zehntausende in den Tagen zuvor protestiert hatten. Demnach gab es keine Versuche von Seiten der Sicherheitskräfte, die Sitzblockade aufzulösen. Nach Monaten regierungskritischer Massenproteste hatten die Streitkräfte am Donnerstag den autoritären Präsidenten Omar al-Baschir abgesetzt. Der 75-Jährige war etwa 30 Jahre an der Macht.

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Das Militär will nach eigenen Angaben zwei Jahre an der Macht bleiben, um den Weg für freie Wahlen zu ebnen. Der neue starke Mann ist der bisherige Vizepräsident und Verteidigungsminister Awad Ibn Auf, der jahrelang an al-Baschirs Seite arbeitete. Fernsehbilder zeigen seine Vereidigung zum Interims-Präsidenten. Er verhängte für drei Monate den Ausnahmezustand und ordnete die Ausgangssperre an.

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Oppositionsgruppen verurteilten den Putsch, forderten eine zivile Übergangsregierung und kündigten weitere Proteste an. Das Auswärtige Amt in Berlin riet wegen des Putsches von nicht dringend notwendigen Reisen in das Land im Nordosten Afrikas ab. Weitere "gewalttätige Ausschreitungen" insbesondere in der Hauptstadt Khartum könnten nicht ausgeschlossen werden", hieß es.

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Die neue Militärführung hat Kritik an ihrer Machtübernahme zurückgewiesen. "Wir haben überhaupt keine Ambitionen, an der Macht festzuhalten", teilte Omar Sain al-Abdin mit, der Leiter des politischen Gremiums der Militärregierung. Die Streitkräfte würden lediglich für Sicherheit und Stabilität sorgen. "Ich schwöre, wir werden die Forderungen der Menschen unterstützen. Wir werden die Forderungen der Menschen beschützen." Man habe als Reaktion auf die Demonstranten agiert, sagte er. Er bat die Bürger, das Militär zu unterstützen.

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Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet (nicht im Bild), hat die sudanesischen Machthaber zu Gewaltfreiheit aufgerufen. Das Land befinde sich in einem kritischen Moment, in dem tiefe Verunsicherung und Unbehagen herrschten, sagte Bachelet in Genf. Die Behörden sollten vom Einsatz von Gewalt gegen friedliche Demonstranten absehen und sicherstellen, dass sich Sicherheitskräfte und die Justiz an die sudanesischen Gesetze und die internationalen Menschenrechtsverpflichtungen hielten. Es sollten auch alle diejenigen freigelassen werden, die wegen ihrer friedlichen Proteste festgenommen worden seien.

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Al-Baschir wollte eigentlich in diesem Jahr sein 30-jähriges Amtsjubiläum feiern. Nun aber sitzt er in Haft, Saudi-Arabien soll ihm Exil angeboten haben. Gegen den 75-Jährigen liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag vor, wegen des Genozids in Darfur. Es ist eines von zahlreichen Verbrechen al-Baschirs, der seit Jahrzehnten jeden Protest, jede Unabhängigkeitsbewegung blutig niederschlug und einst Osama bin Laden Unterschlupf gewährte. Mehr zum sudanesischen Ex-Diktator lesen Sie hier von Afrika-Korrespondent Bernd Dörries.

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Die neuen Machthaber im Sudan wollen al-Baschir nicht an den Internationalen Strafgerichtshof ausliefern. "Wir werden keine sudanesischen Staatsbürger ausliefern", sagte der Leiter des politischen Gremiums der Militärführung, Sain al-Abdin. Al-Baschir werde im Sudan "vor Gericht gestellt".

© SZ.de/dpa/AFP/AP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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