Sudan:Unter Schmerzen

Ein Bürgerkrieg ist abgewendet, aber Grund zum Jubel gibt es nicht.

Von Bernd Dörries

Die Menschen im Sudan haben ein gutes Gespür dafür, wann es sich lohnt, auf die Straße zu gehen, und wann man lieber abwartet, wie die Dinge sich entwickeln. Millionen Sudanesen hatten in den vergangenen Monaten gegen das Regime protestiert, noch vor ein paar Tagen waren Hunderttausende unterwegs, um gegen die Gewalt der Soldaten zu demonstrieren. Am Sonntag nun unterzeichneten die Vertreter der Opposition eine Einigung mit den Militärmachthabern, einen Fahrplan dafür, wie die Regierung des Landes in den kommenden drei Jahren aussehen soll. Hier und da war etwas Jubel zu hören auf den Straßen in Khartum. Viel mehr aber auch nicht.

Die Einigung löst außerhalb des Sudans mehr Euphorie aus, weil wohl verhindert wurde, dass das Land in einen Bürgerkrieg stürzt. Im Sudan stehen jene, die seit Monaten für ein neues Land gekämpft haben, dem Abkommen eher abwartend gegenüber. Es ist ein schmerzhafter Kompromiss. Die Opposition muss sich die Macht mit den Leuten teilen, die ihre Mitstreiter massakriert haben. Das tut weh, dafür geht man nicht jubelnd auf die Straße.

Die Einigung vom Sonntag war der dritte oder vierte Kompromiss mit dem Regime, es wird nicht der letzte sein. Die Interessen von Militär und Opposition sind so gegensätzlich, dass viele weitere Konflikte folgen werden.

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