Sudan:Nur ein Anfang

Die Jugend erzwingt den Sturz des alten Machthabers al-Baschir. Doch echten Wandel bedeutet das noch nicht.

Von Bernd Dörries

Es gehört zu den großen Seltsamkeiten der arabischen und afrikanischen Welt, dass so viele Länder mit einer so jungen Bevölkerung von so vielen alten Führern regiert werden. Nun haben innerhalb weniger Wochen zwei von denen die Macht verloren. Erst Aziz Bouteflika in Algerien, nun Omar al-Baschir im Sudan. Schon ist von einem neuen Arabischen Frühling die Rede, was wenig Sinn macht, auch, weil der Sudan eher zu Sub-Sahara-Afrika gehört.

Was beiden Ländern aber zumindest gemeinsam ist: Hunderttausende junge Leute haben den Sturz erzwungen, haben ihr Leben riskiert, um den Wandel zu gestalten. Der im Sudan nur der Anfang sein kann. Das Land wurde als erstes afrikanisches Land im Jahr 1956 unabhängig, hat seitdem aber keine einzige Regierung erlebt, die nicht nur auf das eigene Wohl bedacht war, sondern auch auf das des Volkes. Es war eine ständige Abfolge von Putschen und gewählten Dilettanten.

Ob es nun besser wird, ist völlig offen. Im Moment scheint das Militär die Macht zu haben, eine Clique, die al-Baschir Jahrzehnte treu zur Seite stand und nicht zum Wandel taugt. Die Demonstranten müssen weiter auf die Straße gehen, bis sicher ist, dass sie den Wandel wirklich bestimmen können. Der Westen kann sie moralisch unterstützen, aber schaffen müssen sie es alleine.

© SZ vom 12.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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