Afrika:UN: Hunderte Tote bei Kämpfen um Flüchtlingslager im Sudan

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Im Sudan herrscht seit zwei Jahren Krieg, der eine der schlimmsten humanitären Krisen der Gegenwart ausgelöst hat (Archivbild). (Foto: AP Photo)

In der Darfur-Region seien mutmaßlich mehr als 300 Zivilisten getötet worden, teilt das UN-Nothilfebüro mit. In London befassen sich an diesem Dienstag Vertreter aus etwa 20 Staaten mit dem Krieg im Sudan.

Bei den jüngsten Kämpfen in der sudanesischen Darfur-Region sind laut den Vereinten Nationen mutmaßlich mehr als 300 Zivilisten getötet worden. Dies legten Zahlen von lokalen Quellen nahe, erklärte das UN-Nothilfebüro Ocha in New York. Die vorläufige Bilanz bezieht sich den Angaben zufolge auf die Kämpfe in und um die Flüchtlingslager Zamzam und Abu Shouk sowie die Stadt Al-Faschir am vergangenen Wochenende.

Ocha hatte zuletzt von einer koordinierten Luft- und Bodenoffensive der RSF-Miliz auf das Lager Zamzam und Al-Faschir gesprochen. Mindestens 16 000 Menschen sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) vor der Gewalt aus dem Lager Zamzam geflohen.

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SZ PlusVon Bernd Dörries und Arne Perras

Im Sudan herrscht seit zwei Jahren Krieg, er hat eine der schwerwiegendsten humanitären Krisen der Gegenwart ausgelöst. Hintergrund des Konflikts ist ein Machtkampf zwischen der Armee und der RSF-Miliz (Rapid Support Forces). Aus der westlich gelegenen Darfur-Region dringen immer wieder Berichte über mutmaßlich von den RSF verübte ethnische motivierte Gewalt und Massaker nach außen.

Das Zamzam-Camp auf einem Satellitenbild vom vergangenen Freitag. (Foto: Maxar Technologies/via REUTERS)

Menschenrechtsexperten von der US-Universität Yale kommen nach einer Analyse von Satellitenbildern und Videos zu dem Schluss, dass die RSF-Milz das Zamzam-Camp inzwischen kontrolliert. Das Lager, in dem Hunderttausende Menschen Zuflucht gefunden haben, werde „systematisch durch vorsätzliche Brandstiftung zerstört“, heißt es in einer Analyse der Fachleute. Dabei sei unter anderem eine Suppenküche niedergebrannt worden. Die sudanesische Armee hatte die Einnahme des Lagers durch die RSF noch am Sonntag dementiert.

Außenministerkonferenz in London sucht Lösungen

In London beraten an diesem Dienstag Vertreter aus etwa 20 Staaten über eine Lösung des Konflikts. Deutschland ist, vertreten durch die geschäftsführende Außenministerin Annalena Baerbock, Mitorganisator der Konferenz im Lancaster House. Viel zu lange habe ein Großteil der Welt die Augen vor dem Leid im Sudan verschlossen, sagte der britische Außenminister David Lammy dem Telegraph. Ziel der Konferenz sei, „einen Weg zum Frieden“ zu finden.

Hilfsorganisationen hoffen angesichts der Lage, dass auch weitere finanzielle Mittel zugesagt werden. Benötigt wird eine Milliardensumme. Deutschland stellt laut Baerbock weitere 125 Millionen Euro zur Verfügung, damit internationale und örtliche Organisationen dringend benötigte Nahrung und Medizin zu den Not leidenden Menschen bringen können.

Teilnehmer der Konferenz sind neben Großbritannien und Deutschland unter anderem auch Frankreich und die Afrikanische Union. Die beiden Kriegsparteien, die sudanesische Armee (SAF) und die RSF, sind nicht nach London eingeladen.

Im Sudan leben etwa 50 Millionen Menschen, von ihnen sind laut UN knapp 13 Millionen Menschen vertrieben worden. Offizielle Opferzahlen gibt es nicht. Schätzungen gehen von 60 000 bis 150 000 Todesopfern sowohl durch direkte Gewalt als auch durch Hunger und Krankheiten infolge des Konflikts aus. Etwa 30 Millionen Menschen sind laut den UN auf Hilfe angewiesen.

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