Sudan:Eine Chance auf Gerechtigkeit

Von Anna Reuß

Der Internationale Strafgerichtshof klagte ihn schon 2010 wegen Völkermordes an, weil die ihm treuen Milizen einen Aufstand in Darfur brutal niedergeschlagen hatten. Doch es brauchte zehn Jahre und einen Putsch, bis sich Omar al-Baschir, der langjährige Herrscher im Sudan, nun doch vor einem Gericht für seinen Taten verantworten muss.

Der Prototyp des afrikanischen Kleptokraten war einst mithilfe der Muslimbrüder an die Macht gekommen. Er regierte drei Jahrzehnte das Land und ließ es zugunsten einer kleinen Elite ausbluten. Am Ende genügten gestiegene Brotpreise, um die Sudanesen auf die Straßen zu treiben. Frauen - Studentinnen, Hausfrauen und Straßenhändlerinnen - hatten die Proteste maßgeblich organisiert, unter Diktator al-Baschir hatten sie keine Stimme. Wer Hosen trug oder sein Haar nicht bedeckte, machte sich schuldig. Schließlich hatten die Menschen im Sudan genug von der Gewaltherrschaft, sie forderten das Ende der Ära al-Baschirs - und so stürzte das Volk seinen Tyrannen.

Das Militär und die Zivilbevölkerung hatten lange um die Macht gerungen, nachdem der Diktator weg war. Nun ist der Despot Geschichte. Die Entscheidung, ihn an den Internationalen Strafgerichtshof auszuliefern, gibt dem einst unterdrückten Volk im Sudan eine späte Chance auf Gerechtigkeit.

© SZ vom 12.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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