Sudan:Auf Augenhöhe

Frauen haben die Proteste gegen die Diktatur angeführt. Damit das Land stabil werden kann, müssen sie nun auch mitregieren.

Von Anna Reuß

Nach 30 Jahren an der Macht wurde der Diktator Omar al-Baschir vom eigenen Volk gestürzt - angeführt wurden die friedlichen Proteste im Sudan von Frauen. Nun ist es an der Zeit, sie auch an den neuen politischen Strukturen zu beteiligen. Nach Jahrzehnten der Unterdrückung forderten die Sudanesinnen Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden. Studentinnen, Hausfrauen und Straßenhändlerinnen waren Seite an Seite auf die Straße gegangen, um den Staat für die Ungerechtigkeiten der Gewaltherrschaft zur Rechenschaft zu ziehen. In der autokratischen Regierung hatten sie keine Stimme: Unter dem Vorwand einer islamkonformen Herrschaft verwehrte das Regime seinen Bürgerinnen Grundrechte und Mitbestimmung, schikanierte und tyrannisierte sie.

Die nun erzielte Einigung auf eine Übergangsregierung mit ziviler Beteiligung ist ein erster Schritt hin zu einer demokratischen Zukunft des Sudan. Werden die Frauen jedoch wieder außen vor gelassen, ist der Aufstand gescheitert.

In den 63 Jahren seit der Unabhängigkeit des Sudan muss der politische Prozess nun zum ersten Mal für Frauen geöffnet werden. Staaten sind stabiler und Friedensprozesse nachhaltiger, wenn beide Geschlechter beteiligt werden, dann steigt das Vertrauen der Bevölkerung in demokratische Institutionen. Internationale Beobachter und die Afrikanische Union müssen deshalb unbedingt darauf dringen, dass Frauen nun der angemessene Platz in der Politik eingeräumt wird: auf Augenhöhe mit den Männern, an der Spitze des Staates.

© SZ vom 20.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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