Stuttgart:Milliardenrisiken beim Tiefbahnhof

Der Rechnungshof hält Kosten von neun Milliarden Euro für möglich.

Nur wenige Tage nach der Grundsteinlegung für den neuen Tiefbahnhof gibt es wieder erhebliche Unruhe um das Bahnprojekt Stuttgart 21. Der Bundesrechnungshof hält eine weitere Kostenexplosion für möglich, genannt wird eine Summe von neun Milliarden Euro - die Bahn dagegen kalkuliert derzeit mit maximal 6,5 Milliarden. Dabei seien in großem Umfang Projektrisiken und Kosten, die im wirtschaftlichen Zusammenhang mit Stuttgart 21 stehen, nicht berücksichtigt, heißt es in dem Bericht, über den schon längere Zeit spekuliert wird und der nun der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Als Risiken nennen die Prüfer demnach mit den Genehmigungsbehörden noch nicht abgestimmte Maßnahmen, etwa bei Brandschutz und Fluchttreppenhäusern im Tiefbahnhof. Weitere Kosten kämen durch anfallende Zinsen für Fremdkapital in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro hinzu.

Die Bahn geht weiter davon aus, dass sie im Rahmen der 6,5 Milliarden Euro bleibt. Dass der Bericht nun einigen Medien vorliege, nehme man "mit großer Irritation" zur Kenntnis, hieß es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Die Bahn selbst kenne den Bericht nicht, obwohl sie den Rechnungshof schon vor geraumer Zeit darum gebeten habe. "Nun sieht sich die Deutsche Bahn mit der Situation konfrontiert, entsprechende Medienanfragen nicht beantworten zu können." Auf einer Aufsichtsratssitzung der Bahn am 13. Oktober soll eine Kostenanalyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG vorgestellt werden.

Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Winfried Hermann bezeichnet den Bericht als "beunruhigend". Er hatte bei der Grundsteinlegung am Freitag ebenso gefehlt wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Oberbürgermeister Fritz Kuhn. "Die Bahn hat offensichtlich die Chancen des Projektes Stuttgart 21 stets überbewertet und dessen Risiken unterbewertet", ließ Hermann mitteilen. Das Land werde nicht mehr zahlen als die zugesagten 930 Millionen Euro.

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