Süddeutsche Zeitung

Stuttgart:Lob der Wanderbäume

Veronika Kienzle tritt für die Grünen bei der OB-Wahl an. Unter anderem hat sie Pläne zur Umgestaltung von Parkplätzen.

Von Claudia Henzler, Stuttgart

Als Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn vor sechs Wochen erklärt hat, dass er sich im November nicht noch einmal zur Wahl stellen wird, war die Überraschung auch in der eigenen Partei groß. Am Dienstag haben die Grünen nun eine Kandidatin präsentiert, die als Gegenentwurf zu dem ehemaligen Bundespolitiker gelten kann. Kuhn war ja von Berlin nach Stuttgart gewechselt, um 2012 als erster Grüner das Rathaus einer Landeshauptstadt zu gewinnen, wurde nach Ansicht seiner Kritiker aber nie so richtig warm mit dem kommunalpolitischen Kleinklein. Auf ihn soll nun die 57-jährige Veronika Kienzle folgen, die ausgiebig von der "Graswurzel kommunalen Lebens" schwärmen kann. Als sie ihre Kandidatur am Dienstag bekannt gab, sprach sie deshalb nicht nur von großen Themen wie Mobilität, Klima und Wohnen, sondern erläuterte auch den Nutzen von Initiativen wie der Wanderbaumallee. So unbedeutend so ein paar Bäume im Kübel auf den ersten Blick wirken mögen, habe sie festgestellt: Wo die Wanderbäume einmal standen, sei es anschießend viel leichter, Parkplätze für die Anpflanzung von Bäume zu opfern.

Kienzle war 2012, bevor Kuhn nominiert wurde, schon einmal als Kandidatin im Gespräch gewesen. Sie ist seit 2004 ehrenamtliche Bezirksvorsteherin in Stuttgart-Mitte, ein Amt, das als Bindeglied zwischen Bürgern, Verwaltung und Gemeinderat fungiert. Hauptberuflich arbeitet sie im grünen Staatsministerium im Bereich Bürgerbeteiligung, zuvor war sie unter anderem Flüchtlingskoordinatorin der Stadtverwaltung. Ein Werdegang, den sie beim Studium der Eurythmie (eine von Rudolf Steiner entwickelte Bewegungskunst) nicht vorhergesehen haben dürfte. In Bremen geboren und im Künstlerdorf Worpswede aufgewachsen, lebt sie seit 40 Jahren in Stuttgart.

Das Kandidatenfeld für die Oberbürgermeisterwahl steht damit weitgehend. Die CDU, die von 1974 bis 2013 den Oberbürgermeister stellte, hat sich nach längerer Suche auf Frank Nopper geeinigt. Der 58-jährige Jurist kommt aus Stuttgart, ist aber seit 2002 Oberbürgermeister von Backnang, einer 37 000-Einwohner-Stadt, die zur Region Stuttgart gehört. Er ist nicht der erste in seiner Familie, der sich in Stuttgart an prominenter Stelle politisch engagieren will. Sein Vater Manfred war 1966 gegen den parteilosen Nachkriegsbürgermeister Arnulf Klett angetreten und hatte es bei der Stichwahl auf beachtliche 39,5 Prozent gebracht.

Für die SPD tritt der Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat an, der 49-jährige Volkswirt Martin Körner. Als unabhängiger Kandidat bewirbt sich Marian Schreier, 30, Bürgermeister der kleinen Stadt Tengen im Landkreis Konstanz.

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SZ vom 19.02.2020
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