Sturm "Harvey":Trump managt die Sturm-Katastrophe vorbildlich - sagt Trump

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  • US-Präsident Trump verbreitet via Twitter Lobeshymnen für sein Handeln in der durch den Sturm "Harvey" ausgelösten Krise.
  • Der Präsident hat eventuell aus den Fehlern seiner Vorgänger gelernt.
  • George W. Bush und Barack Obama wurden kritisiert, weil sie bei verschiedenen Naturkatastrophen angeblich zu tatenlos blieben.

Von Reymer Klüver

Es ist der erste große Krisenfall seiner Amtszeit, jedenfalls die erste nicht selbst heraufbeschworene Katastrophe. Und Donald Trump reagiert wie gehabt: Er twittert - und lobt sich selbst und seine Leute. "Großartige Koordination", tippte er am Sonntag in sein Handy, als der Wirbelsturm Harvey noch über Texas wütete, "zwischen den Behörden auf allen Ebenen. Die anhaltenden Regenfälle und Überflutungen werden angegangen. Tausende gerettet." Fast atemlos klingt das.

Und damit auch jeder mitbekommt, dass er die Sache im Griff hat, schickt er noch einen zweiten Tweet hinterher: "Viele sagen jetzt, dass dies der schlimmste Sturm/Hurrikan ist, den sie je erlebt haben. Die gute Nachricht ist, dass wir großartig talentierte Leute im Einsatz haben." Wenig später kündigt er an, dass er in die Katastrophenregion an der texanischen Küste reisen will, um sich selbst ein Bild zu machen von den Schäden, den der Wirbelsturm und die sintflutartigen Regenfälle in seinem Schlepptau in der Metropolregion rund um Houston hinterlassen haben. Schon vor dem Wochenende hatte er ein Foto aus dem Oval Office veröffentlicht, das ihn bei einem Briefing über die Vorbereitungen für den Wirbelsturm zeigt.

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Behörden sprechen von einer Katastrophe epischen Ausmaßes. Der Süden von Texas ist von den Folgen des Sturms betroffen, auch für Louisiana ruft Donald Trump den Katastrophenfall aus.

Dass Trump so intensiv kundtut, wie sehr ihn Harvey beschäftigt, hat nichts mit einer vielleicht momentanen Laune dieses notorisch sprunghaften Präsidenten zu tun. Im Gegenteil, Trump weiß sehr genau, dass in den USA im Zweifel bei allen nationalen Krisen am Ende der Präsident in Haftung genommen und sein Eingreifen erwartet wird - und sei es als oberster Trostspender für ein Land in Trauer nach einer Katastrophe nationalen Ausmaßes. Und er dürfte ohne Zweifel die Erfahrungen im Kopf haben, die seine Vorgänger im Weißen Haus mit Krisenmanagement gemacht haben - gerade bei den gigantischen Wirbelstürmen, die Amerikas Küsten in den Sommermonaten immer wieder heimsuchen.

Nach "Katrina" war George W. Bushs Ansehen endgültig dahin

So hatte der laxe Umgang von Präsident George W. Bush mit dem Monstersturm Katrina dessen ohnehin angeschlagenes Image irreparabel beschädigt. Bush hatte das Katastrophengebiet um New Orleans 2005 zunächst nur lässig mit der Airforce One überflogen und den Chef seiner Katastrophenschutzbehörde über den grünen Klee gelobt, obwohl der erkennbar überfordert war. Auch Barack Obama zahlte Lehrgeld, als seine Behörden die BP-Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2010 über Wochen nicht in den Griff bekamen. Als zwei Jahre später Hurrikan Sandy New Jersey traf, war er sofort zur Stelle, tröstete und versprach schnelle Hilfe. Das schadete sicher nicht bei seiner Wiederwahl als Präsident wenige Tage später.

Trump weiß also, dass viele Amerikaner ihren Präsidenten am Ende eher an seinen Reaktionen auf eine Katastrophe messen als an der einen oder anderen unbedachten Äußerung. Damit bei Harvey der Eindruck stimmt, spannte er gleich noch den Gouverneur des betroffenen Bundesstaats Texas ein, dem er großzügige Bundeshilfe in Aussicht stellte. Der revanchierte sich wie erwartet. "Ich muss Ihnen sagen", erklärte Greg Abbott, wie Trump ein Republikaner, im rechten Kabelsender Fox, "ich gebe der Bundesbehörde für den Katastrophenschutz eine 1+, angefangen beim Präsidenten."

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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