Sturm auf Gaddafi-Hochburg:Gaddafis Tochter ruft zum Widerstand auf

Die Milizen des Übergangsrats haben in Libyen einen neuen Vorstoß auf Gaddafis Heimatsstadt Sirte gestartet. Auch die Nato soll Angriffe gegen Ziele in Sirte gefloigen haben. Unterdessen versichert Gaddafis Tochter Aischa, ihr Vater sei in bester Stimmung und ermutigt die "Löwen von Tripolis".

Hunderte Kämpfer der libyschen Revolutionsstreitkräfte haben einen Vorstoß auf die Heimatstadt des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi begonnen. Die früheren Rebellen feuerten Raketen auf Sirte ab, die Gaddafi-Getreuen erwiderten das Feuer. Explosionen erschütterten die Stadt, über den Straßen stieg Rauch auf.

File photo of Aisha Gaddafi, daughter of Libya's leader Muammar Gaddafi, in Tripoli

Aischa Gaddafi - hier bei einer Ansprache vor einigen Monaten in Tripolis - hat sich mit einer Audiobotschaft zu Wort gemeldet.

(Foto: REUTERS)

Bei den Kämpfen wurde nach Angaben eines Arztes mindestens einer der Anti-Gaddafi-Kämpfer getötet, 25 weitere wurden verletzt. Einer der Kommandeure erklärte, seine Soldaten würden in Richtung des Stadtzentrums vorstoßen. Von Häuserdächern würden Gaddafi-treue Scharfschützen auf sie schießen.

Die Milizen des Übergangsrates nahmen das sogenannte Ost-Tor ein. Die Einheiten des ehemaligen Machthabers hätten ihre Position 20 Kilometer östlich des Stadtzentrums so gut wie kampflos geräumt, berichtete eine Reporterin des Nachrichtensenders Al-Dschasira. Eine andere Reporterin meldete aus dem Westen von Sirte, dass die ehemaligen Rebellen ihre Artillerieangriffe verstärkt hätten. Auch die Nato habe neue Luftangriffe gegen Ziele in Sirte geflogen, teilte sie über Twitter mit.

Vor einer Woche waren die Kämpfer von den Gaddafi-Anhängern in Sirte zurückgeschlagen worden. Die Stadt ist eine von drei verbliebenen Hochburgen Gaddafis.

Gaddafi geht es nach Angaben seiner Tochter gut

Unterdessen meldete sich Gaddafis Tochter Aischa in einer Audiobotschaft zu Wort und berichtete, ihr Vater sei in bester Stimmung und bei guter Gesundheit. "Ich versichere Ihnen, es geht ihm gut, er ist gläubig und guten Mutes, trägt seine Waffe und kämpft Seite an Seite mit den Kriegern", sagte Aischa al-Gaddafi in der vierminütigen Botschaft, die von dem in Syrien ansässigen Fernsehsender Al-Rai ausgestrahlt wurde, dem inzwischen wichtigsten Sprachrohr Gaddafis.

In ihrer ersten Nachricht seit dem Fall der Hauptstadt Tripolis vor einem Monat bezeichnete die Gaddafi-Tochter die neuen Führer des Landes als Verräter und erklärte, einige von ihnen hätten dem Gaddafi-Regime angehört, bevor sie im Bürgerkrieg übergelaufen seien. Gleichzeitig rief sie in ähnlichem Wortlaut wie zuvor ihr Vater die "Löwen von Tripolis" und anderen Städten auf, sich gegen die neue Führung des Landes zu erheben.

Gaddafis Tochter Aischa war Ende August zusammen mit ihrer Mutter und zwei Brüdern nach Algerien geflohen, wo sie nach Angaben des algerischen Gesundheitsministeriums ein Mädchen zur Welt brachte. Der Aufenthaltsort ihres Vaters ist nach wie vor unbekannt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: