Studien über Weihnachten:Verschenkt

Krawatte, Parfum? Die besten Präsente sind nicht materiell. Studien zeigen zudem: Die Menschen wollen auch wirklich das bekommen, was sie sich wünschen.

Von  David Pfeifer

Je nach Vorplanung und Familiengröße erleben viele Menschen den vierten Advent womöglich als ein Wochenende, an dem sie sich auf den nächsten Arbeitstag freuen. Auf die nervigen Kollegen und die langweiligen Konferenzen. Und das nicht nur, weil dieser Advent Rekordlänge hat, durch den etwas ungünstig gelegenen Weihnachtstag an einem Samstag.

Am 18. Dezember steht in vielen Ballungsräumen noch ein letzter verkaufsoffener Sonntag an. So besteht die Möglichkeit, ganze zwei Tage lang letzte Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Bevor man sich allerdings am Sonntagnachmittag entkräftet nach Hause schleppt, mit Einkaufstüten behangen wie eine Beutelratte und ausgedorrt von der Kaufhausluft und den vielen anderen Einkäufern, die einem die letzten Reste Sauerstoff wegatmen, sollte man wissen: Die allerbesten Geschenke sind nicht stofflich.

Eine einkaufspsychologische Studie der Cornell University in den USA hat untersucht, über welche Dinge sich solvente moderne Großstadtmenschen am meisten freuen. Das Ergebnis, das den vielen seit Monaten dekorierten Schaufenstern in den Städten widerspricht: Das wertvollste Geschenk sind Erlebnisse. Wer sich mit der Entscheidung quält, dem Partner eine teure Uhr oder ein neues Smartphone zu schenken, sollte sie oder ihn lieber auf ein Wochenende nach Wien mit Theaterbesuch einladen. Das schafft wertvolle Erinnerungen und verbindet Schenker und Beschenkten dadurch dauerhaft. Doch bevor jetzt geschrieben, bemalt, kuvertiert und dann nie eingelöst wird, sei gewarnt: Gutscheine haben nicht denselben Effekt. Die stapeln sich zu Hause, müssen verlängert werden oder verfallen. Wer eine Unternehmung verschenkt, ohne sie zu organisieren oder daran teilzuhaben, macht dem Beschenkten Mühe und ein schlechtes Gewissen.

Es gibt allerdings eine zweite Studie für all jene, die doch noch losziehen, damit ihre Lieben am nächsten Wochenende raschelnd etwas Dreidimensionales auspacken können. Die Wirtschaftswissenschaftler Francesca Gino (Harvard) und Francis J. Flynn (Stanford) fassen in ihrem Aufsatz "Give Them What They Want" Ergebnisse aus fünf Sozialstudien zusammen und erklären, dass es keine gute Idee ist, Geschenke nach eigenem Originalitätsanspruch auszusuchen. Wenn Mama sich ein Parfüm wünscht oder Papa eine Krawatte, sollten sie exakt das in möglichst schöner Form bekommen. Über das meiste andere werden sie sich nämlich nicht sehr freuen, sondern es eher als achtlos empfinden, dass man ihre Wünsche nicht respektiert.

Was macht man nun aber, wenn man mit einem Lebenspartner zusammen ist, der auf die Frage nach einem Wunsch nur "nichts" oder "ich weiß nicht" antwortet? Laut Gino und Flynn könnte man solche Menschen mit Geld glücklicher machen als mit dem falschen Geschenk. Allerdings wird das emotional nicht sehr lange mit dem Schenker verbunden. Es verschwindet in der Brieftasche und kurz darauf im Alltag. Dann doch lieber etwas gemeinsam unternehmen. Eine Städtereise am ersten Januarwochenende beispielsweise, Geschenke müssen da ja keine umgetauscht werden

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