Studie zur Situation von Familien:Betreuung ein Flop

Das Elterngeld kommt bei deutschen Familien gut an. Geht es jedoch um die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern, fühlen sich viele von der Politik im Stich gelassen.

Johann Osel

Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise wächst die Bedeutung der Familie als soziales Netz. 60 Prozent der in einer Allensbach-Studie Befragten glauben, dass sie selbst bei einer länger dauernden Krise auf die finanzielle Hilfe ihrer Familie zählen könnten. Das ist ein Ergebnis des "Familienmonitors 2009", einer zum zweiten Mal erhobenen Untersuchung zu den Lebensbedingungen von Familien in Deutschland.

Studie zur Situation von Familien: Großer Kritikpunkt der befragten Familien: In Kindergärten und Horten fehle es noch immer an ausreichend Plätzen für die Kleinen.

Großer Kritikpunkt der befragten Familien: In Kindergärten und Horten fehle es noch immer an ausreichend Plätzen für die Kleinen.

(Foto: Foto: dpa)

"Die Grundmelodie in der Gesellschaft ist: Auf die Familie ist in guten und schlechten Zeiten Verlass", sagte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen bei der Veröffentlichung am Dienstag in Berlin.

Noch aber ist die Mehrheit der Berufstätigen nicht unmittelbar von der Krise betroffen. Nur 37 Prozent gaben an, Auswirkungen an ihrem Arbeitsplatz zu spüren, acht Prozent davon merken solche stark.

Schwerpunkt der Befragung waren jedoch die Familien selbst - und ihre Probleme. Ganz oben auf der Liste der Forderungen an die Politik steht eine stärkere Förderung von Familien aus sozial schwachen Verhältnissen, von Alleinerziehenden und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Eben hier herrscht offenbar große Unzufriedenheit: Knapp zwei Drittel der befragten Familien gaben an, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in anderen Ländern besser geregelt sei als in Deutschland.

Als Wünsche zur Verbesserung wurden ausreichende Plätze in Kindergärten oder Horten, mehr Ganztagsbetreuung sowie flexiblere Arbeitszeiten für Eltern geäußert.

Das auf Initiative von der Leyens in dieser Legislaturperiode eingeführte Elterngeld ist laut Familienmonitor inzwischen gesellschaftlich akzeptiert - 77 Prozent der Befragten finden es gut. Die Ministerin verwies darauf, dass es vor allem Familien mit geringem Einkommen stabilisieren könne. Deshalb wolle sie in der nächsten Legislaturperiode ein "Teilelterngeld" einführen, wodurch Teilzeitarbeit in der Phase des Wiedereinstiegs für Mütter und Väter attraktiver werden könne.

Auch der Kinderzuschlag für Familien mit geringem Einkommen müsse ausgebaut werden. Mit der bereits erfolgten Erweiterung dieser staatlichen Familienleistung seien 250.000 Kinder aus der Armut geholt worden.

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