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Studie zu Migration:Zuwanderer bringen Deutschland Milliarden

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Ausländer bringen erhebliches Plus

Das Urteil des Europäischen Gerichtshof, wonach Deutschland EU-Zuwanderern Hartz IV verweigern darf, hat die Debatte um die vermeintliche Armutsmigration angefacht. Es ist die Rede von Sozialtourismus, von Zuwanderern, die die Systeme überlasten würden.

Eine neue Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung kommt zu einem gegenteiligen Ergebnis: Demnach sorgen Ausländer für ein erhebliches Plus in den Sozialkassen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Überschuss von 22 Milliarden Euro im Jahr 2012

Die 6,6 Millionen Menschen ohne deutschen Pass hätten 2012 einen Überschuss von insgesamt 22 Milliarden Euro verursacht. Demnach zahle jeder Ausländer pro Jahr durchschnittlich 3300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben als er an staatlichen Leistungen erhält. Das Plus pro Kopf sei in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte gestiegen. Bereits 2004 war den Sozialkassen ein Überschuss von 2000 Euro pro Ausländer geblieben.

Noch deutlicher steigen könnte dieser Beitrag den Wissenschaftlern zufolge, wenn sich das Bildungs- und Qualifikationsniveau der Ausländer erhöht. Die Effekte berechnet die Studie in Zukunftsszenarien. Wenn die bereits heute in Deutschland lebenden Ausländer unter 30 Jahren durchschnittlich das gleiche Bildungsniveau erreichten wie die Deutschen und dadurch im Job entsprechend besser verdienten, würde diese Altersgruppe über ihre gesamte Lebenszeit 118 400 Euro pro Kopf mehr an Steuern und Abgaben zahlen.

Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz, hatte sich in ihrem jüngsten Migrationsbericht diesbezüglich skeptisch gezeigt: Demnach sei selbst ein guter Schulabschluss kein Garant für eine gute Beschäftigung. Sie sah offensichtliche Diskriminierungen im Bewerberverfahren. Demnach hätten Jugendliche mit türkisch oder arabisch klingenden Namen oft keine Chance, berücksichtigt zu werden.

Wissenschaftler rechneten vorsichtig

Die Wissenschaftler der Bertelsmann-Stiftung untersuchten für ihre Studie lediglich die Menschen ohne deutschen Pass. Kämen noch jene Mitbürger hinzu, die die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben, würde der fiskalische Nutzen noch höher ausfallen, schreibt ZEW-Forscher Holger Bonin in der Studie ( hier als PDF abrufbar).

Die Wissenschaftler fordern eine Neuausrichtung der Migrationspolitik: Deutschland müsse ein attraktiveres Einwanderungsland werden, um auch internationale Fachkräfte aus Drittstaaten anzuziehen. Flüchtlinge, die nicht in ihr Heimatland zurückkehren können, sollten schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden.

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