Studie über Muslime in Deutschland:Der Islam und die Gewalt

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Rund ein Viertel der in Deutschland lebenden Muslime ist zu Gewalttaten gegen Andersgläubige bereit. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Innenminister Schäuble in Auftrag gegeben hat.

Zahlreiche in Deutschland lebende Muslime sind laut einer von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) in Auftrag gegebenen Studie zu Gewalt gegen Andersgläubige bereit.

"Wer unseren Propheten beleidigt, beleidigt uns alle": Mit Plakaten und einer Menge Wut im Bauch protestierten 2006 etwa 1200 junge Muslime in Berlin vor der dänischen Botschaft - gegen die Mohammad-Karikaturen, die die Gemüter der Muslime auf der ganzen Welt erhitzt hatten. (Foto: Foto: dpa)

Das treffe auf jeden vierten jungen Islam-Gläubigen im Land zu, schreibt die Frankfurter Rundschau unter Berufung auf die ihr vorliegende Erhebung. Die Religion hat demnach innerhalb der muslimischen Bevölkerung eine sehr große und bei jungen Leuten noch wachsende Bedeutung.

40 Prozent der Muslime ordne die Studie als fundamental orientiert ein, mit klaren religiösen Orientierungsmustern und Moralvorstellungen. Eine kleine Gruppe von sechs Prozent werde als "gewaltaffin" eingestuft. Immerhin 14 Prozent der Befragten, von denen knapp 40 Prozent einen deutschen Pass hatten, stünden mit der Rechtsstaatlichkeit auf Kriegsfuß und zeigten eine problematische Distanz zur Demokratie, heißt es in dem Bericht.

Laut der Studie der Sozialforscher Peter Wetzel und Katrin Brettfeld identifizieren sich zwölf Prozent der Muslime in Deutschland mit einer stark religiös-moralischen Kritik an westlichen Gesellschaften, kombiniert mit der Befürwortung von Körperstrafen bis hin zur Todesstrafe. Schäuble sehe darin ein "ernstzunehmendes islamistisches Radikalisierungspotenzial", zitiert die Zeitung.

Der Kultur- und Sozialanthropologe Werner Schiffauer sagte dem Blatt, die Hamburger Studie komme auch zu dem Schluss, dass demokratiefeindliche Einstellungen bei nicht-muslimischen Deutschen etwa ebenso häufig anzutreffen seien. Daher könne nicht gesagt werden, dass der Islam Demokratiefeindlichkeit stärker fördere.

Schiffauer führte die Islamisierung muslimischer Migranten auch auf ihre Ausgrenzung zurück: "Jugendliche etwa, die in der dritten Generation in Deutschland leben, werden als Ausländer wahrgenommen. Ihre zentrale Erfahrung ist, dass sie sich als Deutsche fühlen und trotzdem ausgegrenzt werden. Dann suchen sie nach Antworten, woher diese Diskriminierung kommt." Eine Antwort könne die ethnische Zugehörigkeit sein, eine andere biete der Islam.

© AFP/gba/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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