Immer weniger Menschen in Deutschland sind bereit, Geld an gemeinnützige Organisationen zu spenden. Dennoch bleibt das Spendenvolumen sehr hoch. Im vergangenen Jahr haben die Deutschen knapp 5,2 Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen und Kirchen gegeben, teilt der Deutsche Spendenrat mit. Das ist zwar ein Rückgang von 1,4 Prozent, aber immer noch das drittgrößte Volumen seit Beginn der Statistik 2005. Etwa 21 Millionen Menschen spendeten 2017 Geld, das sind gut eine Million weniger als im Vorjahr und so wenige wie noch nie seit 2005. Besonders auffällig zurückgegangen ist die Zahl der Spender in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen - wenn auch die von ihnen gegeben Summe höher ist als früher.
Die Zahlen stammen aus der "Bilanz des Helfens". Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) befragt für die im Auftrag des Deutschen Spendenrats jährlich erscheinende Studie 10 000 Personen zu ihrem Spendenverhalten. Das Volumen insgesamt ist demnach nahezu stabil geblieben, weil die Menschen, die sich engagieren, öfter spenden als noch im Jahr 2005. Waren es vor zwölf Jahren noch 4,3 "Spendenakte" pro Person, wie es die Forscher nennen, zählten sie 2017 bereits 6,9. Auch die Höhe der durchschnittlichen Spende hat sich stetig nach oben entwickelt und bleibt mit 35 Euro pro Spende im Vergleich zum Vorjahr konstant.
Warum gerade die 40- bis 49-Jährigen beim Spenden zurückhaltend sind, kann der Deutsche Spendenrat nicht wissenschaftlich begründen. Aber er hat Vermutungen: "Diese Altersgruppe befindet sich in der Familienphase", sagt Daniela Geue, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats. "Sie haben Kinder, müssen eventuell ein Haus abbezahlen oder sich um pflegebedürftige Eltern kümmern." Außerdem sei in dieser Altersgruppe die Angst vor Altersarmut besonders groß. Manuela Roßbach, Geschäftsführerin der "Aktion Deutschland Hilft", hofft, diese Spender im Alter zurückzugewinnen. Die Studie zeige, dass die Gruppe der Menschen, die älter als 70 sind, am freigiebigsten seien.
Ein neuer Trend, den der Spendenrat beobachtet, ist Crowdfunding, also das Geldsammeln durch Online-Aktionen. Dies sei besonders bei den 30- bis 49-Jährigen beliebt. "Crowdfunding ist keine klassische Form des Spendens, dafür kann über das Internet für einzelne Projekte Geld gegeben werden", sagt Geue. "Hier ergeben sich durch die Digitalisierung große Potenziale für Spenden sammelnde gemeinnützige Organisationen." Den Spendern sei Transparenz sehr wichtig. Sie wollten informiert werden, wohin ihr Geld fließt.
Fast 80 Prozent der Spenden gingen an humanitäre Hilfsorganisationen, der größte Teil davon an Projekte für Kinder und Jugendliche. Kirchliche Institutionen erhielten weniger Geld. Auch die Flüchtlingshilfe hat 2017 Spenden verloren: Mit 403 Millionen Euro für Projekte im In- und Ausland ist das Volumen um 17 Prozent gesunken. Auch hier gilt: Der Zahl der Spender geht zwar zurück, jedoch gibt der einzelne mehr Geld.