2,4 bis 2,8 Millionen Kinder in Deutschland sind von Armut bedroht - in einer der reichsten Industrienationen. Wie widersprüchlich das ist, zeigt eine Umfrage, die das Deutsche Kinderhilfswerk kommende Woche vorstellt: Demnach finden 78 Prozent der Ostdeutschen und 70 Prozent der Westdeutschen das gesellschaftliche und staatliche Engagement gegen Kinderarmut zu gering. "Soziale Sicherheit für Kinder sollten bei uns eine Selbstverständlichkeit sein, doch vielfach entscheidet der Geldbeutel über die Chancen von Kindern", sagt Uwe Kamp vom Hilfswerk.
Bundesweit sind etwa 19 Prozent der Kinder gefährdet
Wie sehr auch der Wohnort eine Rolle dabei spielt, hat nun das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) untersucht, das zur Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbunds gehört. Demnach ist der Anteil armutsgefährdeter Kinder in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 33 Prozent am höchsten. Am niedrigsten ist die Quote mit knapp zehn Prozent in der Oberpfalz, gefolgt von weiteren Gegenden Bayerns und Baden-Württembergs, berichtet Spiegel online. Der Bundesschnitt lag 2012 bei 18,9 Prozent. Kinderarmut ist im Osten (26,3 Prozent) häufiger als im Westen (17,4).
Kinder gelten als armutsgefährdet, wenn sie in Haushalten leben, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens verfügen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) setzt die Armutsrisikoschwelle für Alleinerziehende mit einem Kind bei rund 1300 Euro an, bei einem Paar mit zwei Kindern bei etwa 2070 Euro. Im Vergleich von 29 OECD-Ländern liegt Deutschland auf Platz elf. Wie sich die Armut konkret auswirkt, beschreiben die WSI-Forscher so: Knapp zehn Prozent der armen Kinder im Westen fehlt es an warmer Winterkleidung, im Osten sind es zwölf Prozent. Jedes elfte armutsgefährdete Kind im Westen und jedes siebte im Osten lebt in einer Wohnung mit feuchten Wänden. Urlaubsreisen fallen für 70 Prozent der betroffenen Jugendlichen flach.