Studie des Sipri-Instituts:Die Welt gibt wieder mehr Geld für Waffen aus

  • Erstmals seit vier Jahren sind die weltweiten Rüstungsausgaben 2015 wieder gestiegen, wie das Stockholmer Sipri-Institut mitteilt.
  • Besonders deutlich sind die Militärbudgets in Osteuropa und im Nahen Osten gestiegen.
  • Die Auswertung zeigt, wie bewaffnete Konflikte auch auf die Rüstungsausgaben der Nachbarländer ausstrahlen.

Weltweit sind die Ausgaben für Militär und Waffen 2015 erstmals wieder gestiegen, wie das Jahresgutachten des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri zeigt. Insgesamt gaben die Staaten der Erde im vergangenen Jahr 1,676 Billionen Dollar (1,471 Billionen Euro) für militärische Zwecke aus. Damit lagen diese Ausgaben ein Prozent über jenen des Vorjahrs. In den vorangegangenen Jahren hatte das Institut jeweils einen leichten Rückgang registriert.

Die Stockholmer Wissenschaftler registrierten große regionale Unterschiede. Besonders deutlich stiegen die Militärbudgets in Ländern Osteuropas und des Nahen Ostens. Dort schlugen sich bewaffnete Konflikte - etwa in Syrien, im Jemen oder in der Ukraine - in wachsenden Ausgaben nieder. Die Ausgaben gingen hingegen in Nordamerika und Westeuropa im Jahr 2015 weiter zurück, auch wenn die USA immer noch das mit Abstand größte Militärbudget aller Länder haben.

Saudi-Arabien hat im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viel für die militärische Rüstung ausgegeben wie Deutschland und damit sogar Russland klar hinter sich gelassen. Das sunnitische Königreich lag mit 87,2 Milliarden Dollar weltweit auf Platz drei vor Russland mit 66,4 und Großbritannien mit 55,5 Milliarden Dollar. Unangefochten an der Spitze blieben die USA mit 596 Milliarden Dollar vor China mit 215 Milliarden. Die USA investierten aber 2,4 Prozent weniger als 2014.

Im laufenden Jahr dürften sich die Ausgaben der weltgrößten Militärmacht stabilisieren. "Es macht den Eindruck, dass die Einschnitte in den USA dem Ende entgegengehen", sagte Sam Perlo-Freeman, der Leiter des Sipri-Projektes. Deutschland, dessen Militärausgaben das Institut mit 34,6 Milliarden Euro angab, fiel von Platz acht auf Platz neun. Überholt wurde es von Japan.

Trendwende bei den Militärausgaben in Nordamerika und Westeuropa

Die Auswertung des Stockholmer Instituts macht deutlich, wie bewaffnete Konflikte auch auf die Militärausgaben der Nachbarländer ausstrahlen. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ließ nicht nur die Militärausgaben dieser beiden Länder ansteigen. Kräftige Zuwächse registrierte Sipri auch in Anrainerstaaten wie Polen und den drei baltischen Ländern, die eine stärkere militärische Bedrohung durch Russland fürchten. Insgesamt legten die Militärbudgets in Ostmitteleuropa um 13 Prozent zu.

Eine dämpfende Wirkung auf die Militärbudgets hatten hingegen die fallenden Ölpreise. Das weltweit größte Minus in den Militärbudgets hatten 2015 die Ölländer Venezuela (minus 64 Prozent) und Angola (minus 42 Prozent) zu verzeichnen. Russland, das ebenfalls durch die sinkenden Öleinnahmen belastet ist, verzeichnete zwar ein Plus von 7,5 Prozent bei den Militärausgaben. Dies war allerdings weniger, als Moskau zunächst geplant hatte.

Eine mögliche Trendwende sehen die Stockholmer Experten bei den Militärausgaben in Nordamerika und Westeuropa, die nach 2009 immer weiter gefallen waren. Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben bereits eine Erhöhung ihrer Etats angekündigt.

Sie reagieren damit auf die gestiegenen Anforderungen an ihre Truppen etwa durch islamistische Gewalt. "Die unberechenbaren politischen und wirtschaftlichen Umstände lassen die Entwicklung der kommenden Jahre ungewiss erscheinen", resümierte der Chef des Sipri-Militärausgabenprojekts, Sam Perlo-Freeman. "Einerseits spiegelt die Ausgabenentwicklung die zunehmenden Konflikte in vielen Teilen der Welt wider. Andererseits zeigen sie einen klaren Bruch mit dem Ausgaben-Boom der vergangenen Jahre, der vor allem durch Öleinnahmen genährt worden war."

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