Stromleitung von Sachsen-Anhalt nach Bayern:Gabriel rückt von Südost-Trasse ab

Der massive Bürgerprotest zeigt Wirkung: Wirtschaftsminister Gabriel hält den derzeitigen Plan einer Südost-Gleichstromtrasse für "nicht durchsetzbar". Die Leitung soll dennoch kommen - in geänderter Form.

  • Seit Monaten schwelt der Streit um eine Stromleitung von Mitteldeutschland nach Bayern. Jetzt erklärt Wirtschaftsminister Gabriel, dass er die Südost-Gleichstromtrasse für nicht durchsetzbar hält.
  • Eine leistungsfähige Trasse soll in geänderter Form aber kommen.

Gleichstromtrasse wegen Bürgerwiderstands "nicht durchsetzbar"

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hält die umstrittene Südost-Gleichstromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Bayern in ihrer jetzigen Form für nicht realistisch.

Zur Begründung weist er auf den massiven Bürgerwiderstand entlang des geplanten Trassenkorridors hin. "Natürlich wird der jetzige Korridor nicht kommen. Wenn der Staat versuchen würde, das mit gesetzlichen Mitteln durchzusetzen, haben wir jahrelanges Theater und Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht", sagte Gabriel auf einer Veranstaltung der Bundesagentur für Arbeit. Ein solches Vorgehen wäre unklug.

Neue Planungen sollen Trasse möglich machen

Zugleich will die Bundesregierung nach seinen Worten künftig für Höchstspannungsleitungen, wie sie im Rahmen der Energiewende geplant sind, auch Erdverkabelungen zulassen. "Man kann nicht ein kleines Dorf mit einer 380-KV-Freileitung einkreisen", sagte der Minister. Bei Freileitungen werde man Lösungen suchen, die für die Menschen in der betroffenen Region verträglich seien.

Die umstrittene Südost-Passage soll zudem nicht in Halle, sondern in Norddeutschland beginnen, um von dort aus Windstrom nach Bayern zu transportieren. In Schwachwindzeiten solle Wasserkraft-Strom aus Schweden und Norwegen in die Leitung eingespeist werden, kündigte Gabriel an. Dazu sollen zwei Seekabel - eins nach Schweden und eins nach Norwegen - verlegt werden, sagte er.

Gabriel hält Widerstand gegen Stromtrassen für falsch

Zugleich warnte Gabriel vor weiterem Widerstand gegen Stromtrassen. Diese seien nach der Abschaltung der Atomkraftwerke in Süddeutschland unverzichtbar. Andernfalls drohe in Teilen Deutschland langfristig ein Stromengpass mit unterschiedlichen Strompreiszonen.

Dann werde "die Region, in der Strom ein knappes Gut ist, in der oberen Preiszone liegen, die Region, wo Strom kein knappes Gut ist, in der unteren Zone", sagte Gabriel.

Kritik betroffener Bürger zeigt Wirkung

Die umstrittene Stromautobahn von Sachsen-Anhalt nach Meitingen bei Augsburg sollte ursprünglich 450 Kilometer lang werden und Strom aus dem Norden nach Bayern transportieren.

Gerade in Bayern hatte sich seit Monaten lokaler Widerstand gegen den Bau großer Stromleitungen von Nord nach Süd formiert. Später gesellte sich auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu den Kritikern. Seehofer hatte ein Stromtrassen-Moratorium gefordert und verlangt, dass mit der Reform des Ökostromfördergesetzes EEG durch die neue Bundesregierung auch die Notwendigkeit aller Trassen noch einmal überprüft wird.

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