Streit um zweite Amtszeit:Proteste in Paraguay: Polizei erschießt jungen Politiker

  • In Paraguays Hauptstadt Asunción sind Krawalle wegen einer möglichen Verfassungsänderung ausgebrochen.
  • Bei einer Razzia in der Zentrale der Oppositionspartei PLRA erschießt ein Polizist einen 25-jährigen Politiker.
  • Präsident Cartes entlässt daraufhin Innenminister und Polizeichef - von seinen Plänen einer zweiten Amtszeit rückt er aber nicht ab.

Im Wirbel der politischen Unruhen in Paraguay ist ein 25-jähriger Politiker getötet worden. Ein Polizist erschoss Rodrigo Quintana von der Jugendorganisation der Oppositionspartei PLRA (Partido Liberal Radical Auténtico, Liberal-Radikale Authentische Partei) bei einer Durchsuchung der Parteizentrale. Er gestand später die Tat.

Präsident Horacio Cartes nannte die Tat einen barbarischen Akt und setzte hinzu: "Die Demokratie erobert und verteidigt man nicht mit Gewalt." Es tue ihm weh, dass Zivilisten und Polizisten bei den derzeitigen Unruhen verletzt würden. Als Konsequenz aus dem Tod des Jungpolitikers entließ Cartes den paraguayischen Innenminister Tadeo Rojas sowie den Polizeichef Crispulo Sotelo.

In dem südamerikanischen Staat waren Proteste mit heftigen Ausschreitungen losgebrochen, weil Mitglieder der Regierungspartei ANR eine zweite Amtszeit des Präsidenten Horacio Cartes betrieben hatten - diese setzt eine Verfassungsänderung voraus, denn bislang ist das Präsidentenamt auf eine einzige Amtszeit von fünf Jahren beschränkt.

In der Hauptstadt Asunción waren Demonstrierende daraufhin ins Parlament vorgedrungen und hatten dort Möbel und Dokumente in Brand gesteckt. Auf den Straßen gab es Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mehr als 30 Menschen wurden dabei verletzt, darunter auch ein Abgeordneter. Polizisten nahmen über 200 Beteiligte an den Protesten fest.

Der ANR-Vorsitzende Pedro Alliana erklärte, dass die Partei weiterhin eine Verfassungsänderung für eine zweite Amtszeit des Präsidenten anstrebe. Etliche südamerikanische Staaten gestatten kraft ihrer Verfassung nur eine oder gar keine Wiederwahl ihrer Regierungschefs - eine Konsequenz aus jahrzehntelangen Erfahrungen mit diktatorischen Regimes. Der deutschstämmige General Alfredo Stroessner hatte Paraguay von 1954 bis 1989 regiert.

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