Streit um Stuttgart 21:Bahn-Chef Grube zeigt sich kompromissbereit

"Wir wollen ja niemanden unnötig provozieren und schon gar nicht eskalieren": Im Streit um Stuttgart 21 schlägt Bahnchef Grube versöhnliche Töne an. Abrissarbeiten könnten unter Umständen auf die Zeit nach der Volksabstimmung verschoben werden.

Im Streit um das Bahnprojekt Stuttgart 21 ist Bahnchef Rüdiger Grube zu Kompromissen bereit. Grundsätzlich hält er es für denkbar, mit dem Abriss des Südflügels bis nach der Volksabstimmung im Herbst zu warten. "Bedingung ist, dass uns finanziell und rechtlich keine Nachteile entstehen und dass das Projekt nicht weiter verzögert wird", sagte Grube im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Donnerstagsausgabe). Das müsse Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ihm verbindlich zusichern. "Wir wollen ja niemanden unnötig provozieren und schon gar nicht eskalieren", sagte Grube.

Ruediger Grube zu Stuttgart 21

Bahn-Chef Rüdiger Grube gibt sich im Streit um Stuttgart 21 dialogbereit.

(Foto: dapd)

Zuvor hatte Kretschmann die Bahn mehrfach davor gewarnt, den Südflügel vor der für Ende November geplanten Volksabstimmung abzureißen. Grube sagte, von dieser Forderung des Ministerpräsidenten habe er bislang nur aus der Zeitung erfahren. "Mit mir persönlich hat er darüber noch nicht gesprochen." Die Bahn stehe aber grundsätzlich "immer für Gespräche zur Verfügung, wir favorisieren den Dialog".

Erstmals äußerte sich der Bahn-Chef auch persönlich zu dem von Schlichter Heiner Geißler Ende Juli ins Gespräch gebrachten Kombi-Bahnhof. Die Idee sei Anfang der neunziger Jahre "ausführlich diskutiert und damals aus guten Gründen nicht weiter verfolgt worden", sagte Grube. "Aus unserer heutigen Sicht ist Stuttgart 21 dem Kombi-Bahnhof überlegen - und zwar sowohl städtebaulich, wirtschaftlich, ökologisch als auch verkehrlich."

Zugleich verteidigte Grube den Plan der Bahn, in den kommenden fünf Jahren fast jede dritte Stelle in den Reisezentren streichen zu wollen. "Immer mehr Menschen kaufen ihre Fahrkarte im Internet oder am Automaten", sagte er. "Auf diese Entwicklung müssen wir reagieren." Gleichzeitig investiere die Bahn ja allein in diesem Jahr sieben Millionen Euro in die Modernisierung der Reisezentren. Grube betonte: "Kein Mensch denkt daran, Reisezentren zu schließen. Wir haben derzeit 400 Standorte, und es bleiben 400." Die Bahn werde den Service sogar noch verbessern. "Dafür stehe ich persönlich gerade."

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